Das Phänomen Jürgen Klopp

Antje Heimsoeth - Ruecktritt Juergen Klopp

Autor

Antje Heimsoeth

Datum

15. Feb 2015

Kategorien

Als Meisterschaftskandidat startete seine Mannschaft des Vereins Borussia Dortmund in die Saison, nun muss Jürgen Klopp mit dem BVB auf Platz 16 der Bundesliga-Tabelle (Stand: 11.02.2015) um den Klassenerhalt bangen. Aber bange wirkt der 47-Jährige Fußballtrainer überhaupt nicht, wenn er die Situation kommentiert: „Ich bin nach wie vor vom Klassenerhalt überzeugt.

Ich kann komplett ausschließen, dass ich irgendwann gehe, weil ich keinen Bock mehr habe oder resigniere.“ (Jürgen Klopp auf der Pressekonferenz am 5. Februar 2015 nach der Niederlage gegen Augsburg). Während das Spiel seiner Mannschaft in den vergangenen Wochen von bröckelndem Selbstvertrauen und zunehmender Unsicherheit geprägt war, tritt Jürgen Klopp nach wie vor schlagfertig, motiviert und selbstsicher auf. Was ist das Geheimnis seiner mentalen Stärke?

Jürgen Klopp konzentriert sich aufs Positive statt aufs drohende Unheil

„Wir müssen auf dem Guten aufbauen und das wenige Gute verbessern. Wir müssen in den richtigen und wichtigen Momenten einfach mutiger sein, als wir es zuletzt waren. (…) Dass wir (…) wieder ran dürfen, muss man positiv bewerten.“ (ebd.). Eine optimistische Sichtweise lässt uns besser mit Herausforderungen umgehen. Wir kommen leichter mit schwierigen Situationen zurecht, wenn wir uns trotz aller Widrigkeiten und Störungen auf die Stärken und vorhandenen positiven Dinge konzentrieren und an vergangene Erfolgserlebnisse denken. Das setzt Energien frei.

Klopp behält das Ziel im Fokus

„Der letzte Tabellenplatz ist mir nach diesem Spiel scheißegal. Wichtig ist, dass wir den Abstand zum rettenden Ufer verkürzt haben.“ (Jürgen Klopp auf der Pressekonferenz am 1. Februar nach dem 0:0 gegen Bayer Leverkusen). Diese Sichtweise hilft ihm enorm. Wie der Schwimmer im offenen Meer, dem der Hai im Nacken sitzt, nutzt es ihm wesentlich mehr, Richtung rettendes Ufer zu blicken, als sich ständig nach dem Hai, respektive den Verfolgern umzuschauen. Gedanken an den drohenden Abstieg sind tabu! Der Fokus auf das angesteuerte Ziel setzt Kraft frei, Hindernisse auf dem Weg oder Verfolger auszublenden.

Klopp steht nach Niederlagen wieder auf

„Wir dürfen nicht das Gefühl entwickeln, dass sich die Welt gegen uns verschworen hat. Wir haben einen massiven Anteil an der Geschichte. (…) Wir müssen uns selbst gegenüber härter werden, um dann im entscheidenden Moment auch die richtige Entscheidung treffen zu können. Wir müssen aber weiterhin bereit sein, Fehler zu machen.“ (Jürgen Klopp auf der Pressekonferenz am 5. Februar nach der Niederlage gegen Augsburg). Ich würde sein Zitat gern ergänzen um die Worte: Es dürfen nur nicht immer die gleichen Fehler sein. Jürgen Klopp sucht keine Ausflüchte, um Niederlagen zu erklären, sondern analysiert schonungslos. Damit beschreitet er den Weg der Weiterentwicklung, denn Misserfolg ist der Mentor des Erfolgs.
Er akzeptiert die Niederlage, weil er weiß: Klagen, jammern und „Was wäre …, wenn…“-Fragen bringen weder ihn noch die Mannschaft weiter. Es ist legitim, direkt nach dem Spiel den Gefühlen freien Lauf zu lassen. Das baut Stress ab und macht den Kopf frei. Doch danach hilft die Analyse, um voranzukommen: Was lief gut, was nicht? Was muss besser werden? An welcher Stelle wurden Fehler gemacht? Was lernen wir / jeder Einzelne aus der Niederlage? Nach der Analyse gilt es, einen Haken ans verlorene Spiel zu machen. Alles andere blockiert, das weiß auch Klopp, wenn er sagt: „Ich war ganz bestimmt enttäuscht, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass wir keine Mittel mehr haben.“ (ebd.).

Jürgen Klopp

„Juergen Klopp 2014“ von Tim.Reckmann – Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia

Klar, Jürgen Klopp ist für seine kämpferische Rhetorik und manchmal cholerische Art bekannt und ein Freund der offenen Worte. Natürlich weiß er um die Wirkung seiner Worte, auch auf die Mannschaft, und wird längst nicht alles preisgeben, was ihn bewegt. Aber Fakt ist, dass es diesem Mann gelingt, auch in der Krise mental stark zu wirken, was als Führungsfigur enorm wichtig ist. Ihm ist zu wünschen, dass auch sein Team zu dieser Stärke zurückfindet, damit aus elf Einzelspielern wieder eine erfolgreiche Mannschaft wird. Das Potenzial ist ganz sicher da.

Antje Heimsoeth als Expertin für Mentale Stärke & Motivation im Sport1fm-Studio am Freitagabend, den 13.02.2015, 20.30 – ca. 22.45 Uhr
Hier die Aufzeichnung des Interviews: Sport1fm – https://soundcloud.com/sport1fm/das-phanomen-jurgen-klopp-sport1fm

Eure Antje Heimsoeth

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert