Selbstwert als Führungskraft – so steigern Sie ihn

Selbstwert als Führungskraft - so steigern Sie ihn

Autor

Antje Heimsoeth

Datum

16. Jun 2021

Weil ich es mir wert bin … – so steigern Sie Ihren Selbstwert als Führungskraft

Sind Sie sich Ihrer selbst wirklich bewusst? „Klar bin ich selbstbewusst!“, mag Ihre Antwort jetzt lauten. Doch was verbirgt sich hinter dem allseits geforderten Selbstwert und Selbstvertrauen? Es geht darum, sich seiner Eigenschaften, Fähig- und Fertigkeiten und seiner Talente bewusst zu sein. Denn das Bewusstsein dafür bildet die Basis für unser Selbstvertrauen. Dieses Selbstvertrauen schöpfen wir nämlich aus dem Wissen um unsere vorhandenen Stärken, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Talente. Ohne ein Bewusstsein dafür kann sich dieses Wissen nicht bilden.
Und wenn Sie den Blick nun auf sich selbst richten, schließt sich eine Frage an, die für Ihr Verhalten und Handeln eine Schlüsselrolle spielt: Was sind Sie sich selbst wert? Ihre Einschätzung spiegelt sich unter anderem in jenen Momenten wider, wenn Sie Ihr Gehalt verhandeln oder mit einem Kunden Ihr Honorar vereinbaren. Doch warum ist ein gesundes Selbstwertgefühl als Führungskraft so wichtig? Weil Ihr Selbstwert ein zentraler Bestandteil Ihrer natürlichen Autorität ist. Ob Sie nun mit Kunden, KollegInnen oder Mitarbeitenden interagieren, stets wirkt es sich aus, ob Sie sich Ihrer persönlichen Ressourcen, sozusagen Ihres nicht-monetären Vermögens, bewusst sind. Ein gesunder Selbstwert erlaubt es Ihnen, zu sich selbst und Ihren Entscheidungen zu stehen, eigenen Zielen treu zu bleiben und über eine überzeugende Ausstrahlung zu verfügen, um nur einige Punkte zu nennen. Sie haben es dann weder nötig, andere herabzusetzen bzw. klein zu machen, um sich selbst zu erhöhen, noch nagen ständig Selbstzweifel an Ihnen, ob Sie gut genug sind, ua. angesichts der Erwartungen anderer.

Anerkennung und Wertschätzung bauen unseren Selbstwert auf. Haben Sie Schwierigkeiten, andere Menschen wertzuschätzen? Können Sie andere akzeptieren und achten, so wie sie sind? Schätzen Sie sich selbst wert? Ein stabiles Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und -achtung helfen uns dabei, andere Menschen so akzeptieren zu können, wie sie sind – und das ist wichtig, nicht nur als Führungskraft.

Schlüsselfaktoren Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwert

Wer sich seiner selbst bewusst ist, kennt seine Stärken und seine Schwächen. Er/sie ist in der Lage, kompensatorische Handlungen zu erkennen und auszumerzen. Ihm/ihr gelingt es, sich auf seine/ihre Stärken zu konzentrieren und diese gezielt einzusetzen. Je besser man sich selbst und seine Stärken kennt und sich seines Selbstwertes bewusst ist, desto weniger gerät man unter Druck. Selbstvertrauen räumt Zweifel aus. Der Glaube an uns selbst ist der entscheidende Faktor, von dem es abhängt, ob wir unser Potenzial entfalten. Wer diese innere Kraftquelle anzapft, schafft die Basis für Höchstleistungen. Je mehr Sie Ihre Einstellungen auf den Prüfstand stellen, desto näher kommen Sie Ihren wahren Motiven und Bedürfnissen – was Sie ausmacht, was Sie antreibt, was Sie lieben, was Sie erreichen wollen. Und das bildet das Fundament für den Glauben an sich selbst und das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit.

Stolperfalle Mangelnder Selbstwert: Wenn der Selbstwert vom Außen abhängt

Ein Beispiel aus meiner Coaching-Praxis: Ein Projektleiter hat im Team eine junge Kollegin, mit der er nicht gut zurechtkommt. Gemeinsam haben wir uns seine Konflikte mit ihr angeschaut. Es ging dabei nicht um reines Konfliktmanagement, sondern darum, sein Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zu steigern, um ihn für kommende Konflikte zu stärken. Als ich ihn zu Beginn fragte, wie hoch er seinen Selbstwert auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (bestmöglich) einschätzen würde, lautete seine Antwort: 4. Dieser Wert resultierte aus seiner Angewohnheit, sich ständig mit anderen zu vergleichen und dem gleichzeitigen Wunsch, von anderen anerkannt und wertgeschätzt zu werden. Weil er um diese Anerkennung ringt, äußert er sich gegenüber seinem Vorgesetzten und seiner Kollegin nicht offen zu dem, was ihm missfällt – aus Sorge, das könnte zu Lasten seines Ansehens gehen. Gleichzeitig zweifelt er an seinem eigenen Können, weil ihm die Wertschätzung anderer fehlt und die Kollegin in seinen Augen übervorteilt wird. Ich habe mit ihm daraufhin an seinem Selbstwert gearbeitet. Genauer: daran, was es braucht, damit er sich selbst die ersehnte Anerkennung Wertschätzung geben kann.

Steigern des Selbstwerts als Führungskraft: Fokus aufs eigene Können und Wollen 

Es geht beim Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühls darum, nicht nur die anderen und deren Erwartungen als wichtig und wertvoll zu betrachten, sondern auch die eigenen. Wer sich selbst wertschätzt, nimmt auch seine eigenen Bedürfnisse ernst, und lässt sein Handeln nicht nur von fremden Bedürfnissen bestimmen. Es geht darum, sich gelegentlich auch abgrenzen zu können. Keine Frage: Die Bedürfnisse unserer Mitmenschen, Mitarbeitenden, Kolleginnen und Kollegen sind wichtig. Aber sie sollten nicht permanent wichtiger sein. Um das einordnen zu können, müssen wir uns allerdings im Klaren darüber sein, was uns selbst wichtig ist. Und damit schließt sich der Kreis zur Ausgangsfrage: Sind Sie sich Ihrer selbst bewusst? Antworten auf diese Frage und auf „Was sind Sie sich selbst wert?“ zu finden, ist wichtig. Mein Klient verwendete in seinem Arbeitsalltag sehr viel Energie darauf, eigene Bedürfnisse auszublenden und seine Fähigkeiten in Frage zu stellen. Er trug sich sogar mit dem Gedanken, wegen der Konflikte mit der Kollegin sowie der mangelnden Anerkennung durch den Vorgesetzten das Unternehmen zu verlassen. Dabei half es ihm weiter, seinen Selbstwert als Führungskraft zu steigern.

Je besser Sie sich Ihres Selbstwertes bewusst sind, desto weniger geraten Sie in stressigen und schwierigen Situationen unter Druck. Denn Sie wissen, Sie können sich auf sich verlassen! Selbstachtung und Selbstwert haben nichts mit Perfektion oder mit der Vermeidung von Fehlern zu tun. Doch wer über genügend Selbstvertrauen verfügt, hat keine Angst vor Misserfolgen, sondern weiß, dass sie Lernerfahrungen sind. Er/sie hat es nicht nötig, seine Schwächen zu leugnen. Und er/sie sorgt sich nicht darum, was andere über ihn/sie denken. Das macht emotional unabhängig und souverän – und das ist für Führungskräfte unverzichtbar.

Selbstvertrauen bedarf:

  • keiner Zweifel.
  • keines Vergleichs mit anderen.
  • keiner Angst vor Misserfolgen.
  • keiner Sorge über das, was andere denken.
  • keiner Leugnung (der eigenen Schwächen), keine Ausreden.
  • der Kenntnis persönlicher Stärken.

Die Schatzkiste der Selbstachtung 

Was stärkt nun Selbstwert und Selbstvertrauen (von innen und außen)?

  • Beachtung
  • Wertschätzung, Anerkennung
  • sich selbst kennen, seine Kompetenzen und Stärken kennen,
  • Selbstwahrnehmung,
  • sich auf sich selbst verlassen können.
  • Herausforderungen annehmen und meistern

Finden Sie Antworten auf die Fragen: Wer bin ich? Was macht mich aus?

 

Praxistipp: Stärkenanalyse

Welche Fähigkeiten, Stärken, Talente, Gaben, Kompetenzen, Ressourcen, welche tollen Anlagen und Eigenschaften zeichnen Sie aus? Was haben Sie schon alles erreicht? Welche Erfolge konnten Sie schon feiern? Was können Sie besonders gut? Was machen Sie besonders gerne? Woran haben Sie Freude? Was machen Sie mit Begeisterung und Leidenschaft? Was fiel Ihnen schon als Kind leicht? Wofür bewundern oder beneiden Sie andere? Wofür bekommen Sie Komplimente, Lob oder Bewunderung von anderen? In welchen Fächern waren Sie in der Schule gut? Was hilft Ihnen besonders bei der Lösung von Aufgaben? Zu welchen Themen werden Sie öfter um Rat gefragt? Welche Charaktereigenschaften und Stärken schätzen andere an Ihnen besonders?

Weil ich es mir wert bin … – so steigern Sie Ihren Selbstwert als Führungskraft

1.Schritt:
Bitte benennen Sie mindestens 15 Stärken z.B. in der Führung, im Umgang mit Mitmenschen, im Umgang mit sich selbst, Fähigkeiten oder Eigenschaften, die Ihnen helfen, mit Aufgaben, Menschen und Situationen gut umzugehen.

Tipp: Wenn Sie sich schwer tun, diese Fragen zu beantworten, fragen Sie Freunde, die eigenen Kinder, Vorgesetzte, Kolleginnen oder Kollegen, Bekannte, den Lebenspartner/die Lebenspartnerin, einen vertrauten Menschen, welche Fähigkeiten er oder sie an Ihnen schätzt. Das führt häufig zu Aha‐Erlebnissen. Das liegt daran, dass Mitmenschen oft Stärken in einem erkennen, die einem selbst gar nicht bewusst sind.

2.Schritt: Skalierung
Zu wie viel Prozent leben Sie in der letzten Zeit Ihre Stärke X? Was wäre Ihr Wunsch‐Wert?

Fragen bei hoher Bewertung:
Wodurch wurde der hohe Wert der Stärke bewirkt? Was werden Sie zukünftig tun, damit der Wert Ihrer Stärke auf dieser Höhe bleibt oder sogar noch steigt? Denn Ihre Stärken gilt es zu erhalten und zu verstärken.

Fragen bei niedriger Bewertung:
Was wäre für Sie eine Verbesserung, also ein Wert auf der Skala, von dem Sie sagen: „Der Wert dieser Stärke ist in Ordnung so“? Was genau müsste geschehen, damit Sie diesen Wert erreichen? Was tun Sie ab sofort, damit Sie sich Ihrem Wunschwert annähern?

3.Schritt: Umsetzung der Stärken
Wie können Sie Ihre Stärken im Beruf und Alltag konkret ein‐ und umsetzen? Geht das in Ihrem aktuellen Umfeld? Wie müssten Sie Ihr Umfeld (privat, Arbeit, Sport etc.) gestalten, damit Sie Ihre Stärken einsetzen können?

Die schriftliche Dokumentation dieser Arbeit unterstützt den Prozess nachhaltig.
Dieselben Übungen machen Sie für Ihre Mitarbeitenden: Welche Stärken haben Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Interessant ist im Zusammenhang mit der Stärkenanalyse der Abgleich von Selbst- und Fremdbild. Wo die Einschätzungen stark voneinander abweichen, herrscht der größte Bedarf des Bewusstwerdens.

Souveränität ist übrigens nicht nur eine Frage der mentalen Stärke, sondern lässt sich auch durch das Wohlbefinden im eigenen Körper unterstützen. Sie können dieses Wohlbefinden fördern, nämlich durch

  • tiefes, langes Ein- und Ausatmen bis in den Bauch hinein
  • eine aufrechte Körperhaltung beim Sitzen, Stehen und Gehen
  • Lächeln
  • das Tragen von Kleidung, in der Sie sich wohlfühlen
  • Selbstfürsorge wie z.B. regelmäßige Entspannung, Bewegung in der Natur etc.

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie sich Ihres Wertes, Ihrer wahren Bedürfnisse und Ihrer Fähigkeiten voll bewusst werden. Dass Sie darauf verzichten können, sich ständig mit anderen zu vergleichen und stattdessen sich selbst akzeptieren. Denn das ist der Boden, auf dem erfolgreiche Führung gedeiht. Seien Sie auf diesem Weg geduldig mit sich selbst – Veränderungen vollziehen sich nicht über Nacht, sondern sind ein Prozess.

Ihre Antje Heimsoeth

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