Der DIE ZEIT-Artikel von Isabel Fisch fragt provokativ: „Ist hier keiner mehr belastbar?“
Doch stimmt das wirklich?
Fakten
> 61 Prozent der Bundesbürger befürchten, an Überlastung zu erkranken – elf Prozent mehr als vor der Corona-Pandemie im Jahr 2018. (tagesspiegel.de)
> Psychisch bedingte Erkrankungen sind Haupttreiber für den Rekord-Krankenstand.
> „In einer LinkedIn-Studie gaben 70 % der deutschen Arbeitnehmer:innen an, sich durch den rasanten Wandel in der Arbeitswelt überfordert zu fühlen. Für Gen Z liegt dieser Wert bei 46 %, bei Millennials bei 49 %.“ (mynewsdesk.com)
> 90 % der Führungskräfte sagen: Belastbarkeit ist für sie wichtiger als Fachwissen. (Salzburger Nachrichten)
Woran liegt die Überforderung?
> Digitalisierung: Technik nimmt uns Aufgaben ab, erhöht aber zugleich das Tempo. E-Mails ersetzen den Brief, Kommunikation läuft über zig Kanäle.
> Menschen und menschliche Gesellschaften können Veränderung nur mit einer gewissen maximalen Geschwindigkeit ertragen. Fundamentale Veränderungen benötigen zwei bis drei Generationen.
Diese Geschwindigkeit ist längst überschritten. ECommerce, Smartphones, Social Media haben sich in weniger als 15 Jahren durchgesetzt, Gesellschaft und Wirtschaft deutlich verändert. Und bei KI verläuft die Entwicklung deutlich schneller.
> Personalabbau, Personalmangel: Weniger Mitarbeiter, mehr Aufgaben.
> Wertschätzung: Wir leben in einer Wertschätzungswüste.
> Großen Themen draußen – Kriege, Krisen, Katastrophen, schwindende geopolitische Stabilität, Inflation … Unsicherheiten, die man gar nicht so einfach abschütteln kann.
> Zeitdruck, ständige Kontrolle, Erfolgsdruck sowie häufige Störungen während der Arbeit
> „Zu den größten Herausforderungen für Arbeitnehmer zählt, erfolgreich aus dem Homeoffice zu arbeiten (30 Prozent). Das Problem? Ein Viertel (25 Prozent) der Befragten hat durch hybride Arbeitsmodelle verlernt, effizient zu kommunizieren, was die Zusammenarbeit im Team erschwert.“ (mynewsdesk.com)
> „Eine weitere Herausforderung ist die Integration von KI in den Arbeitsalltag (26 Prozent).“ (mynewsdesk.com)
Resilienz wird im Duden als „die psychische Widerstandskraft bzw. Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen“ definiert.
Menschen, die über ein hohes Maß an Resilienz verfügen, sind in der Lage, positiv mit Fehlern umzugehen und nach Fehlschlägen zügig wieder aufzustehen und weiterzumachen. „Nicht die einzelne Niederlage entscheidet folglich über den beruflichen Erfolg, sondern der Umgang mit ihr. Das Schlüsselwort lautet Resilienz. Gemeint ist die psychische Widerstandsfähigkeit, die nötig ist, um Krisen effektiv zu meistern. Eine Fähigkeit, die erlernbar ist und zunehmend als Karrierefaktor gilt“ (Kallwitz, 2014). Diese psychische Widerstandsfähigkeit resultiert aus einem guten Selbstmanagement, einer optimistischen Grundhaltung und einem Leben im Hier und Jetzt. Denn das Einzige, was wir wirklich beeinflussen können, ist unsere Gegenwart. Menschen mit hoher Resilienz stellen sich der Realität, blicken nicht klagend zurück, sondern konstruktiv nach vorn.
Weiterlesen: Tipps Resilienzförderung – Entwickeln Sie Ihre Resilienz in einer Welt des Wandels
Was macht uns resilient?
> Persönliche Eigenschaften wie Selbstwirksamkeit, Netzwerk und Optimismus.
> Ein stabiles soziales Netz: Familie, Freundschaften, Gemeinschaft und Zusammenhalt.
Die innere Resilienz, die eine Familie mitgibt, mit Struktur, Hilfsbereitschaft, dem gegenseitigen Necken.
> Die gesellschaftliche Resilienz, die Räume schafft, in denen man existieren kann ohne bewertet zu werden. Die einen Gedankenaustausch zulässt. Die nicht einengt, aber auffangen kann.
> Rahmenbedingungen, die Sicherheit geben: Gehalt, Handlungsspielräume, faire Arbeitsbedingungen.
> Perspektivenwechsel
> Lösungsorientiertes Denken – Konzentrieren Sie sich nicht auf das Problem, sondern auf die Lösung und den nächsten Schritt.
> Gegenseitiges Vertrauen
> Sinnhaftigkeit der Tätigkeit
> Anerkennen und Feiern von Erfolgen
> Weiterbildung
> Arbeitsbedingungen, für die jeder mitverantwortlich ist. Viele der Strukturen wurden geschaffen, um hilfreich zu sein. Und wurden dann sabotiert. Von Menschen, die das System für sich (aus)nutzen. Von Menschen, die stumm dabei zusehen. Es geht nicht nur um formale Regeln, sondern um die tatsächliche gelebte Kultur.
Resilienz: Wie lässt sich Krise in Kraft transformieren
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Vielleicht sollten wir also nicht fragen: „Warum sind die Mitarbeitenden nicht mehr belastbar?“, sondern eher : „Welche Bedingungen schaffen wir, damit Belastbarkeit möglich bleibt?“
Bzw. sollte ich mich selbst fragen: „Was brauche ich, damit ich belastbar bleibe? Was kann ich selbst tun für meine Belastbarkeit?“
Herzlichst
Antje Heimsoeth
Lesen Sie dazu auch: Übungen und Tipps, um Ihre mentale Stärke zu trainieren
Verwendete Literatur:
Kallwitz, S. (2014) Rückschläge im Beruf: Erfolgreich gescheitert. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Beruf & Chance, 25. März 2014. http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/arbeitswelt/rueckschlaege-im-beruf-erfolgreich-gescheitert-12856557.html Zugegriffen: 18. November 2014
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