Der persönliche Weg zum Glück

Der persönliche Weg zum Glück - Antje Heimsoeth

Autor

Antje Heimsoeth

Datum

13. Apr 2016

Der ehemalige Küchengehilfe „Javi“ wird gerne als der „größte Glückspilz der Welt“ bezeichnet. Nachdem er im Jahr 2014 in der spanischen Lotterie „La Primitiva2“ schon 1,8 Millionen Euro gewonnen hatte, knackte er acht Monate später den Jackpot bei „EuroMillions“ und gewann noch einmal 137 Millionen Euro. Gerade erst war er in den Schlagzeilen, weil er sich von dem Geld eine Villa neben Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo gekauft hatte. Aber beschränkt sich Glück lediglich darauf, auf hohe materielle Ressourcen zurückgreifen zu können, ein unbeschwertes und leichtes Leben zu führen oder sich an dem Status zu erfreuen, neben einem Superstar leben zu können?

Ist Glück wie ein Lottogewinn?
Die Meinung, dass einen das Glück überrascht wie einen Lottogewinn, ist weit verbreitet. Robert Hettlage, Autor zum Thema: Das Prinzip „Glück“, hat dazu allerdings treffend formuliert: „Der Einsatz ist oft relativ gering, das Ergebnis lässt lange auf sich warten, aber man darf die Hoffnung nie aufgeben. Ob der Glücksfall dann auch wirklich eintrifft, wissen wir nicht. Erzwingen können wir ihn jedenfalls nicht.“ Sicherlich ist ein Lottogewinn immer auch ein (meist) einzigartiger Glücksfall, aber ist „Glück haben“ tatsächlich die einzige Form von Glück? Ist damit ein dauerhaftes „glücklich sein“ schon per se ausgeschlossen? Auf den Glücksfall warten wir meist lange und das Glücksgefühl ist dann auch schnell wieder vorbei. Was ist also Glück eigentlich? Oder gibt es neben dem schnelllebigen Glücksfall auch Wege zu einem dauerhaften Glück(lichsein)? Kann ich vielleicht selber dazu beitragen, meinen „persönlichen Weg zum Glück“ zu finden?

Jeden Tag ein bisschen Glück erleben
„Menschliches Glück stammt nicht so sehr aus großen Glücksfällen, die sich selten ereignen, als vielmehr aus kleinen glücklichen Umständen, die jeden Tag vorkommen“, hat schon Benjamin Franklin (1706 bis 1790), amerikanischer Drucker, Verleger, Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder und Staatsmann, gesagt. Wenn menschliches Glück sich also eher aus den kleinen, alltäglichen Dingen des Lebens ergibt, die jeder Mensch sehr subjektiv und persönlich erlebt, dann unterscheiden sich die Auslöser von Glücksemotionen von Mensch zu Mensch. Wie Glück empfunden wird, ist bei vielen Menschen sicherlich ähnlich: ein euphorisches Hochgefühl, absolute Harmonie, starke positive Emotionen, gesund sein, ein tiefes Gefühl von Frieden und Freude, Zufriedenheit, Lebensfreude und Leidenschaft. Die Auslöser von Glück sind dagegen sehr individueller Natur. Jeder Mensch bewertet alltägliche Situationen unterschiedlich – immer in Abhängigkeit vom persönlichen Entwicklungsstand, der eigenen Wahrnehmung und inneren Denkprozessen. Das Glücksempfinden ist also immer abhängig von der subjektiven Wahrnehmung jedes einzelnen Menschen.

Glück ist ein persönlicher Moment
Allein schon die unterschiedliche Wahrnehmung derselben Situation durch zwei Menschen kann dazu führen, dass der eine einen Glücksmoment empfindet, während der andere diesen Moment als unangenehm wahrnimmt. „Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum: Nur dort kann Begegnung stattfinden. Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum: Nur dort findet Heilung und Entwicklung statt. Zwischen Richtig und Falsch gibt es einen Ort. Dort werden wir uns begegnen.“ Schon der persische Mystiker Dschalal ad-Din Muhammad Rumi (1207 – 1273) hatte im 13. Jahrhundert erkannt, dass im Raum zwischen Reiz und Reaktion eine Bewertung der Situation stattfindet.
Denken Sie einmal an folgende Situation: Sie sitzen mit jemand anderem gemeinsam im Auto. Auf einmal wird Ihr Lieblingssong im Radio gespielt. Nehmen wir einmal an, es wäre „Atemlos“ von Helene Fischer und Sie fangen begeistert an, fröhlich mit zu singen. Bei Ihrem Sitznachbarn gehen aber schon nach den ersten Tönen die Mundwinkel runter und seine Gemütslage entwickelt sich schlagartig negativ.
Was ist passiert? Der Reiz ist derselbe: „Atemlos“. Die Reaktion ist deutlich unterschiedlich: Begeisterung, Freude, Glück auf der einen Seite; ein unangenehmes Gefühl auf der anderen Seite. Zwischen Reiz und Reaktion hat eine unterschiedliche Bewertung stattgefunden. Die Bewertung kann dabei in drei Richtungen erfolgen: angenehm – neutral – unangenehm. Sie selber verbinden das Lied mit einer emotionsgeladenen Glückssituation, denn Sie haben zusammen mit hunderttausenden Fans beim Empfang der Fußball-Weltmeister 2014 auf der Fanmeile in Berlin begeistert „Atemlos“ mitgesungen und hatten eine Gänsehaut. Jedes Mal wenn Sie das Lied wieder hören, läuft es Ihnen wohlig den Rücken herunter. Ihr Nachbar dagegen hat sich gerade nach einer längeren Beziehung von einem Partner getrennt und bei dem Lied hatten sich beide das erste Mal in den Arm genommen und geküsst. Jedes Mal, wenn er das Lied wieder hört, wird er an den schmerzlichen Umstand der Trennung erinnert.

Die persönliche Einstellung zum Glück
Persönliche Vorerfahrungen, Erwartungen und Vorannahmen beeinflussen unsere Wahrnehmung und Bewertung der jeweiligen Situation. In diesem Fall einmal angenehm, das andere Mal unangenehm. Daher hängt Glück eben auch davon ab, wie Dinge bewertet werden – ob ich sie als angenehm, unangenehm oder vielleicht auch neutral bewerte. Menschen, die grundsätzlich viele Dinge als unangenehm bewerten, eine negative Grundeinstellung haben, kommen dadurch selten in den Genuss von glücklichen Situation oder auch Glücksmomenten, denn sie nehmen nur das Negative wahr und blenden das Erfreuliche aus. Der Neuropsychologe Dr. Rick Hanson, der sich in seinen Arbeiten auch mit dem Zusammenwirken von Achtsamkeit, Hirnforschung und Psychologie beschäftigt, hat dazu gesagt: „Unser Gehirn ist vergleichbar mit Teflon für positive Dinge, die an uns abperlen, und wie Klettverschluss für negative Dinge, die wir sofort speichern.“ Negativ empfundene Erfahrungen werden also eher dauerhaft im Gehirn abgespeichert als positive. Negativ empfundene Erlebnisse, wie z. B. eine Zurückweisung oder Unverständnis durch den Vorgesetzten oder Kollegen haben einen fünfmal stärkeren Effekt auf die Stimmung als positive Ereignisse (Miner, Glomb & Hulin 2005). Wer dagegen mit einer positiven Einstellung durchs Leben geht und das Positive viel bewusster in den Fokus stellt, nimmt mehr die angenehmen und erfreulichen Dinge im Leben wahr. Mit einer positiven Grundeinstellung und aus einer Situation des persönlichen Wohlbefindens heraus sind wir viel empfänglicher für die Auslöser von Glück und damit auch das Erleben von Glücksmomenten.

Glücksauslöser
Da es eine allgemeine Definition, was „Glück“ bedeutet, auf Grund der stark subjektiv ausgeprägten Auslöser von Glückmomenten nicht gibt, ist es auch nicht möglich, einen allgemein gültigen „Weg zum Glück“ für jeden Menschen zu definieren. Jeder Mensch entscheidet selber, was für ihn Glück bedeutet – also führen auch ganz unterschiedliche Wege zum persönlichen Glück. Aber was kann den „Weg zum Glück“ unter anderem weisen:

  • sich der eigenen Stärken bewusst sein
  • ein gesundes Selbstwertgefühl
  • sich selbst lieben und akzeptieren mit all seinen Ecken und Kanten
  • offen sein für Neues (Neugierde, Experimentier- und Entdeckungsfreude)
  • das Wissen, sein Leben selbst im Griff zu haben
  • selbstbestimmt tun können,
  • positive „Emotionen“ (Freude, Liebe, Zufriedenheit, Dankbarkeit, Hoffnung, Befriedigung)
  • die völlige Vertiefung und das Aufgehen in einer Tätigkeit (Zustand des Flow)
  • anderen helfen können; etwas Gutes tun
  • enge und befriedigende Beziehungen zur Familie und zu Freunden
  • eine harmonische und stabile Partnerschaft
  • eine berufliche Tätigkeit, die man als befriedigend und erfüllend ansieht,
  • das Erzielen eines Erfolgs, durch den man sich selbst als wirksam erlebt
  • eine sportliche Betätigung (mit Vorzug in der Interaktion mit anderen Sportlern)
  • eine optimistische Grundeinstellung gegenüber der Zukunft und dem Leben
  • Dankbarkeit u.a. für Freunde, Gesundheit, Familie, Partner
  • das Leben genießen können

Die Spirale des Glücks
Wie lösen diese psychischen Erfahrungen Glücksempfinden oder Wohlbefinden bei uns aus? In der Forschung wird davon ausgegangen, dass zwischen Lebensumständen, Gefühlen und Gedanken eines Menschen sowie seinem Körper und seinen Organen Wechselbeziehungen bestehen – eine Einheit zwischen Psyche und Körper vorhanden ist. Über unsere Sinne und das Nervensystem gelangen Reize in den Körper und werden dann von unserer Psyche wahrgenommen und – oft unbewusst – gedeutet. Es entstehen Emotionen und Gefühle, die sich wiederum über das Nervensystem auf den ganzen Körper auswirken. Die Signale werden einerseits nerval, andererseits mittels chemischer Botenstoffe übertragen. Das Ergebnis ist eine umfassende und tiefgreifende Änderung im Zustand des Organismus, in dessen Folge das Gehirn und seine Funktionen modifiziert werden. Der auf diese Weise modifizierte Organismus verändert die Wahrnehmung und Deutung neuer Reize aus der Umwelt und beeinflusst das weitere Handeln. Aus Erfahrungen und Wahrnehmungen entwickelt sich über biologische Prozesse also eine Spirale, die sich sowohl positiv als auch negativ auswirken kann.

Nehmen wir einfach ein kleines Beispiel von oben:
Sie erzielen einen beruflichen Erfolg, durch den sie Anerkennung und Sympathie durch ihre Mitmenschen erhalten. Ihr Körper schüttet chemische Stoffe aus, die ein Glücksgefühl hervorrufen. Das Glücksgefühl ändert die Wahrnehmung und Deutung ihrer Umwelt, denn alles erscheint sehr viel sympathischer und positiver. Aus der positiveren Wahrnehmung heraus werden wieder Glückhormone ausgeschüttet, die wiederum alles noch positiver erscheinen lassen.
Wir müssen also auf unser Glück nicht immer so lange warten wie auf einen Lottogewinn, sondern nur unseren eigenen Einsatz bei den kleineren Dingen des Alltags erhöhen, um unseren „persönlichen Weg zum Glück“ zu finden.
„Zufriedenheit, Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.“ (Wilhelm Busch)

©Antje Heimsoeth

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