Charisma kann man (nicht) lernen

Charisma kann man (nicht) lernen

Aus welchen Gründen haben manche Menschen eine charismatische Ausstrahlung und andere nicht? Was ist das besondere Etwas, das dafür sorgt, dass Zuhörer gebannt an den Lippen hängen und vor Begeisterung jedes Wort aufzusaugen scheinen?

Was ist eigentlich Charisma?

Ein Mensch betritt einen Raum und alle – oder zumindest die meisten – Augen richten sich auf ihn. Ein Redner betritt die Bühne und das allgemeine leise Gemurmel verstummt innerhalb kürzester Zeit. Eine Führungskraft ergreift das Wort in einer lautstarken Diskussion und alle Mitarbeiter der Besprechung folgen sofort konzentriert seinen Ausführungen. Ist es die außer-gewöhnliche Schönheit, die uns in den Bann zieht? Ist es die Autorität, die uns verstummen lässt? Oder ist es die Hierarchie, der wir folgen (müssen). Das alles könnte man vermuten. Vollkommen zurecht. Aber es steckt doch etwas anderes dahinter. Eine besondere Gabe, ein Talent, etwas das Menschen in mehr oder wenig starker Ausprägung, manche aber auch gar nicht, besitzen: Charisma.

Mehr als eine Gnadengabe oder Äußerlichkeiten

Zurückgehend auf das altgriechische Wort char, das so viel bedeutet wie beschenken, senden oder Gunst erweisen, und dem griechischen Charisma, übersetzt mit Gnadengabe, wird Charisma in unserer Zeit auch häufig so hingenommen: als ein Geschenk Gottes an den Menschen. Schade eigentlich, weil dadurch immer noch bei vielen die Meinung vorherrscht: Entweder jemand hat Charisma, weil er vielleicht schöner, größer, besser gekleidet oder einfach sein Auftreten ein anderes ist, als andere ist oder er hat es eben nicht. Damit ist ausgeschlossen, dass alle anderen je in den Genuss kommen, ebenfalls charismatisch zu sein oder zu wirken.

Ja, es stimmt, das äußere Erscheinungsbild und Aussehen hat sicher etwas mit Charisma zu tun. Und ja, manche Menschen müssen gar nicht viel dazutun, als schön betrachtet zu werden. Aber sind wirklich alle schönen Menschen automatisch charismatisch? Ich denke, Sie stimmen mir zu, dass das nicht der alleinig ausschlaggebende Faktor ist. Da ist meist noch etwas anderes: Ein Funkeln in den Augen beim Erzählen. Ein Lächeln, das nicht nur die Lippen umfasst. Ein Händedruck, der uns das Gefühl vermittelt, unser Gegenüber nimmt uns – und in diesem Moment nur uns – wirklich wahr.

Es ist Aufmerksamkeit und Wertschätzung, es ist Wärme und Verständnis, es ist viel menschliches, das uns entgegengebracht wird und das eine charismatische Persönlichkeit ausstrahlt. Ohne Absicht und ohne, dass derjenige eine Gegenleistung dafür erwartet.

Wer die Ausstrahlung hat, hat die Macht   

So ganz ist das nicht von der Hand zu weisen. Charisma, diese besonders starke, kraftvolle Ausstrahlung, ist verbunden mit einer besonderen Selbstsicherheit, mitreißenden Energie und großen Anziehungskraft. Ein als charismatisch bezeichneter Mensch glaubt meistens sehr an sich. Er ist von dem überzeugt, was er sagt und tut – und, wenn wir noch einmal auf den Zusammenhang mit Führung zurückkommen – diese Überzeugung springt automatisch auf andere über. Eine schöne Art, andere zu inspirieren. Nicht umsonst wurde im nach dem Soziologen Max Weber (1864-1920) Charisma auch als eine Art von Herrschaft bezeichnet, die eine Sozialstruktur grundlegend verändern kann.

Schauen wir doch einmal, was meine Interviewpartner unter dem Begriff Charisma verstehen:

Beate Eberle stellt fest: „Wir alle haben es schon erlebt, wenn jemand den Raum betritt und sofort ist eine starke Aura, ja auch Anziehung spürbar ist. Doch weshalb ist dies so? Für mich besteht Charisma in unserer persönlichen Ausstrahlung. Jemand der vermittelt, dass er weiß was er will, mit gesundem Optimismus, Chancen und Potenziale einschätzen kann und mutig auf die eigenen Ziele zugeht.

Eine charismatische Person berührt andere Menschen. Unter anderem aufgrund der Kunst des Zuhörens, Wahrnehmens und echter Anteilnahme. Charisma bedeutet: Gelassenheit, Humor, sympathisch und emphatisch sein, das Leben genießen, mit Intuition handeln und besitzt ein starkes Selbstvertrauen und Selbstliebe. Und darin steckt bereits das Wort „Selbst“. Charisma, hat jemand, der stark bei sich selbst ist – das Bewusstsein für sich und den Moment hat. Je ausgeprägter und gefestigter unsere Eigenschaften und unser Bewusstsein sind, umso mehr strahlen wir von innen nach außen. Dadurch entsteht diese ganz besondere Ausstrahlung.

Eine charismatische Person zeichnet sich auch durch Interesse und Neugier aus. Jedoch ist Charisma auch Situationsabhängig und somit kann sich die Ausstrahlung auch verändern. Im Gegenteil zur Persönlichkeit, ist Charisma wiederum erlernbar. Also, lasst uns charismatisch werden.“

Charisma kann man (nicht) lernen

Setzen wir Charisma mit der oben beschriebenen und dem Wortursprung entsprechenden Gnadengabe gleich, schließt das aus, dass Charisma sowohl lern-, als auch lehrbar ist. Und trotz aller Bemühungen verschiedener wissenschaftlichen Richtungen, den Begriff zu definieren und zu entschlüsseln, ist es bis heute nicht gelungen, eine Methode zu entwickeln, mit der sich die Kompetenz Charisma tatsächlich erlernen lässt.

Bausteine ja, allerdings wird man immer wieder feststellen müssen, dass einzelne Bereiche wie Kommunikation, Rhetorik oder Präsentation, so perfekt man diese auch ausführen mag, noch lange kein Garant dafür sind, als charismatische Persönlichkeit wahrgenommen zu werden. Genau diese Fremdwahrnehmung braucht es allerdings. Charisma ist nichts, was man sich so einfach auf die Fahne schreiben kann. Die Auszeichnung „charismatisch“ ist etwas, das uns von jemand anderem zugeschrieben wird.

Nicht immer ein positives Attribut

Dabei ist der Begriff „Auszeichnung“ bereits fragwürdig. Und auch vor der allgemeinen Tendenz, Charisma immer als positives Attribut zu verwenden, möchte ich an dieser Stelle warnen. Zu viele Beispiele aus der geschichtlichen Vergangenheit und auch so mancher Staatschef der Gegenwart zeigen, dass Charisma durchaus in der Lage ist, Menschen auch in eine falsche Richtung zu führen. Ausstrahlung ist zwar vorhanden, wenn aber die Verantwortung und manchmal die Kompetenzen fehlen, bringen auch charismatische Führungskräfte eher destruktive Ergebnisse. Wirkung ist eben doch nicht alles für den Erfolg – und dabei haben wir noch nicht einmal darüber gesprochen, wie Erfolg definiert ist bzw. was der Einzelne im jeweiligen Fall als Erfolg bezeichnet.

Charisma ist kein Garant für gute Taten

Zum Abschluss möchte ich noch kurz auf die negativen Seiten des Charismas eingehen. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Und nicht jede charismatische Führungskraft hat auch die Kompetenzen oder gar den Charakter, um mit seinem Charisma Gutes zu bewirken.

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Ihre © Antje Heimsoeth

Antje HeimsoethÜber die Autorin
Antje Heimsoeth
Ihre berufliche Laufbahn begann Sie als Geodätin. Heute gehört Sie als erfolgreiche Keynote Speakerin mit hunderten von Vorträgen und Expertin für Mentale Stärke, Motivation, Leadership, Erfolg, Selbstführung und Spitzenleistungen und zehnfache Buchautorin zu den bekanntesten, gefragten und einflussreichsten Mental Coaches von Spitzensportlern, Führungspersönlichkeiten, Vorständen, Spitzenmanagern, Unternehmern und Rednern. Sie wurde als „Vortragsrednerin des Jahres 2014“, mit dem Award „Erfolgreiche Unternehmerin 2016“, in 2019 mit Top 10 Trainer & Influencer und in 2017 mit TOP 100 Erfolgstrainer (durch das Magazin ERFOLG) ausgezeichnet. Bei Managern und Medien gilt sie als „renommierteste Motivationstrainerin Deutschlands“ (FOCUS).

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