Lampenfieber überwinden – mutig auftreten

Lampenfieber überwinden - mutig auftreten - Antje Heimsoeth

Autor

Antje Heimsoeth

Datum

07. Jun 2017

Eins der Dinge, die Menschen am meisten fürchten, sind öffentliche Auftritte, auf der Bühne zu stehen, vor Menschen reden, vor allem vor größeren Gruppen, oder für Sportler sind es die Teilnahme an Wettkämpfen, Starts bei Meisterschaften und Olympischen Spielen, wo die Erwartungshaltungen seitens der Presse und aus dem Umfeld dann noch größer sind als bei jedem anderen Wettkampf. Lampenfieber und Redeangst ist weit verbreitet und nicht nur bei Auftritten auf der Bühne oder vor größeren Gruppen. Selbst in meinen Ausbildungen, wo präsentiert werden muss, um den Abschluss als Trainer zu machen, kämpfen Teilnehmer massiv mit Lampenfieber, obwohl sie den Rest der Gruppe kennen. Der „Prüfling“ weiß, dass nichts nach außen getragen wird und dass niemand auf Facebook darüber berichten wird. Viel mehr findet die Präsentation in einem geschlossenen Rahmen statt.

Auswirkungen von Lampenfieber

Viele Menschen sind vor und zu Beginn eines Vortrags unglaublich nervös, spüren seelische Anspannung, Hände und Kniee zittern, die Wahrnehmungsfähigkeit ist eingeschränkt. Sie schwitzen stark. Ich hatte im Coaching eine Klientin, die ist unmittelbar nach dem Beginn ihrer Präsentation ohnmächtig geworden.

Kennen Sie das, angespannt zu sein, Ihre Hände sind kalt und/oder feucht, Sie haben einen trockenen Mund, der Schweiß steht Ihnen auf der Stirn, Sie haben rote Flecken im Gesicht, Sie fühlen sich schwach, Sie haben Herzklopfen? Das alles sind Auswirkungen von Lampenfieber. Jeder Mensch, der schon einmal präsentiert hat, kennt sie. Menschen, die mir sagen, das Thema haben sie so für sich noch nie erlebt, denen schenke ich an der Stelle wenig Glauben.

Was ist es nun, was uns so Lampenfieber haben lässt?

Die Angst zu stottern, die Angst, dass einem der vorbereitete Text und Stories nicht mehr einfallen wollen, Angst Blödsinn zu reden, den roten Faden der Präsentation zu verlieren, Angst, sich zu blamieren, Angst vor Ablehnung oder Angst vor Kritik. Manch einer hat auch Angst davor, dass Teilnehmer aufstehen könnten und den Saal verlassen. Das ist leider erst einem Kollegen von mir passiert. Gut die Hälfte der ca. 600 Teilnehmer verließen vor dem Ende des Vortrags den Saal.
Ich wurde nach einem meiner letzten Vorträge vor einer Gruppe, die überwiegend aus Frauen bestand, von zwei Frauen für meine nicht Gender-Sprache kritisiert. Die Dame, die mich kritisiert hatte, hatte auch die Bilder mitgezählt, wie oft Männer und wie oft Frauen auf meinen Folien abgebildet waren. Ganz ehrlich … ich hatte das nicht gezählt, zudem das Briefing so war, dass Männer und Frauen als Gäste eingeladen waren.
Ich hatte früher sogar Lampenfieber, wenn ich auf Netzwerktreffen war und es dort eine kurze Vorstellungsrunde gab. Wenn ich wusste, so, ich bin gleich dran, spürte ich starkes Lampenfieber.

Wie geht es Ihnen mit Lampenfieber und Redeangst? Löst bei Ihnen der bloße Gedanke an einen Vortrag vor einer Gruppe, der bloße Gedanke an eine Präsentation oder eine Wortmeldung in einer Verhandlung eine Kette von Stressreaktionen aus? Sie befinden sich da in guter Gesellschaft. Viele große Schauspieler, Sänger, Redner, Sportler, Führungskräfte leiden unter Lampenfieber und Redeangst.
Seit Barbara Streisand 1967 den Text auf der Bühne vergaß, litt sie unter extremem Lampenfieber, musste sich in Therapie begeben, weil sie Angst hatte, den Erwartungen nicht zu entsprechen, schreibt Roger Willemsen auf zeit.de.
Enrico Caruso, Startenor, musste regelrecht auf die Bühne geschoben werden. Er gab unglaublich viele Konzerte, doch war für ihn jeder Auftritt ein Kampf mit dem Lampenfieber.  (Quelle: zeit.de)

Ist-Analyse, um das Lampenfieber überwinden zu können

Für mich als Mental Coach ist erst mal wichtig, mit dem Klienten eine Ist-Analyse zu machen.

Selbstreflexion: Finden Sie eine Situation, wo Sie Lampenfieber bzw. Redeangst hatten und dann schreiben Sie auf: Was genau waren die Auslöser? Wie sind Sie mit diesen Auslösern umgegangen? Wann genau begann das Lampenfieber? Was passierte während Ihrer Präsentation? Wie fühlten Sie sich vorher, während und nach der Präsentation? Was für Gedanken gingen Ihnen vor, während und nach der Präsentation durch den Kopf? Vor allem dieser letzte Punkt ist wichtig, damit man dann in einem weiteren Schritt die einschränkenden Gedanken, die Gedanken, die die Angst auslösen,  umzuformulieren in positive, hilfreiche, unterstützende Gedanken.

Selbstreflexion: Überlegen Sie sich mal, was denn wäre, wenn Sie überhaupt kein Lampenfieber bzw. Redeangst hätten? Stellen Sie sich vor, Sie wären ganz frei von Lampenfieber bzw. Redeangst. Ich behaupte, das wäre nicht hilfreich, weil: Was würde dann womöglich passieren? Nämlich, dass Sie sich nicht ausreichend gut vorbereiten, sich nicht schon ein paar Tage vorher gedanklich mit der Präsentation oder dem Auftritt beschäftigen, nicht die nötige entspannte Anspannung oder angespannte Entspannung auf der Bühne vor der Gruppe haben, um eine gute Wirkung bei Ihren Zuhörern zu erzielen. Sie brauchen für einen wirklich guten Auftritt auch ein bestimmtes Maß an Adrenalin und körperlicher und psychischer Erregung.

Lampenfieber überwinden, bedeutet, das Lampenfieber zu akzeptierenLampenfieber überwinden - mutig auftreten - Antje Heimsoeth

Die Durchführung der Klopfakupressur

  1. Lokalisieren Sie den Akupunktur-Punkt Dünndarm 3 auf der Handkante des kleinen Fingers. Ballen Sie kurz die dominante Hand leicht zur Faust. Eine schräg ablaufende Handaußenkante bildet eine kleine Falte. Der Punkt Dünndarm 3 oder Befreiungspunkt liegt ungefähr am Ende der Falte, die sich bei Faustschluss vor dem Kleinfingergrundgelenk an der Handkante bildet.
  2. Öffnen Sie die Faust wieder und klopfen Sie mit den Fingerspitzen der anderen Hand kräftig oftmals auf diesen Punkt bzw. die Handkante (in der Abbildung mit HK abgekürzt).
  3. Dabei sprechen Sie wiederholt die Affirmation:
    „Ich akzeptiere mich voll und ganz mit all meinen Problemen und Einschränkungen!“
    oder „Ich akzeptiere mich voll und ganz, auch wenn ich starkes Lampenfieber habe …“
    „Ich akzeptiere mich voll und ganz, auch wenn Angst habe, vor so einer großen Gruppe zu sprechen …“
    „Ich akzeptiere mich voll und ganz, auch wenn ich Angst habe, was die Teilnehmer von mir denken werden …“
    „Ich akzeptiere mich voll und ganz, auch wenn ich Angst habe, kritisiert zu werden, …“
    „Ich akzeptiere mich voll und ganz, auch wenn ich Angst habe, ausgelacht zu werden …“
    „Ich akzeptiere mich voll und ganz, auch wenn ich Angst habe, dass ich wie in der Vergangenheit wieder scheitern werde …“
    – … und sich das mein Leben lang nicht ändern wird.“
    – … und dieses Gefühl immer mal wieder in meinem Leben auftreten wird.“
    – … auch wenn eine Lösung dieses Problems mich jetzt oder zu einem beliebigen
    Zeitpunkt in der Zukunft blockieren kann.“
    – … auch wenn ich dieses Problem niemals (vollständig) überwinden sollte.“
    – … auch wenn ich glaube, dass ich es nicht verdient habe, das Problem (vollständig)
    zu überwinden.“
    – … auch wenn ich denken sollte, dass mir noch etwas fehlt, um mein Problem
    (vollständig) zu überwinden.“
    – … auch wenn ich glauben sollte, dass es für mich unsicherer wird, wenn ich das Problem (vollständig) überwinde.“
    – … auch wenn ich glaube, dass es für andere unsicherer wird, wenn ich das Problem
    (vollständig) überwinde.“
    – … auch, wenn ich glaube, dass es andere verdient haben, wenn ich mein Problem behalte.“
  4. Nach 2-3 Minuten wiederholen Sie den Vorgang an der anderen Hand ebenso lang. Mit der Zeit spüren Sie selbst, wie lange Sie sprechen und klopfen müssen, bis es sich leichter anfühlt und Sie vielleicht durchatmen müssen, was immer ein Zeichen dafür ist, dass sich etwas gelöst hat.

Erfreulicherweise wird es in den meisten Fällen schon nach wenigen Minuten leichter. Im Falle einer ausgeprägten Redeangst ist die Übung in den ersten 2-3 Wochen möglichst oft durchzuführen. Das Resultat ist meist sehr gut, oft verblüffend positiv und hilfreich.

Mut zur Blamage

Machen Sie den Mund auf. Kennen Sie das, dass, wenn Sie Dinge angesprochen haben, Sie sich nachher freier fühlen als vorher? Nur wenn Sie Dinge ansprechen, lösen Sie Konflikte und Probleme. Sie lernen eben das Reden auch nur durch reden. Ja, es braucht oftmals Mut dazu.
Wichtige Punkte für einen erfolgreichen Auftritt sind, eine eigene Meinung und Standpunkt zu haben, ist die Tatsache, dass man überhaupt etwas zu sagen hat, und die Bereitschaft, aufs Spiel zu setzen, dass Menschen nicht Ihrer Meinung sind. Bei jedem Auftritt riskieren wir Angriffe, riskieren wir nicht nur Angriffe auf der sachlichen Ebene, sondern auch gegen unsere Person. Wir riskieren, dass wir den guten Eindruck, den wir hinterlassen möchten, nicht gerecht werden. Zu einem Auftritt gehört der Mut zur Blamage. Mir ist es noch nie gelungen eine Rede zu halten, ohne mich nicht auch mal zu versprechen.

Viel Spaß bei Ihren Auftritten! Genießen Sie Ihre Auftritte.

©Antje Heimsoeth. Dieser Artikel ist nur für den privaten Gebrauch bestimmt. Sie dürfen diesen Artikel jedoch gerne verlinken.

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