Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, sagt der Volksmund. Ständige Veränderung ist nicht jedermanns Sache, obwohl das Leben an sich permanenter Wandel ist. Aber Gewohnheiten geben uns in diesem fortwährenden Veränderungsprozess nun mal Gewissheit und Geborgenheit. Wir richten uns mit ihnen in unserem Leben ein, hinterfragen sie selten, halten sie aufrecht. Doch es gibt Gewohnheiten, bei denen es besser wäre, sie zu hinterfragen und zu ändern. Denn sie wirken auf uns, prägen unser Verhalten und Handeln, machen uns zu einem Teil aus. Und Sie beeinflussen Ihren Führungsstil und -alltag. Damit haben Ihre Gewohnheiten nicht nur auf Sie, sondern auch auf andere einen Effekt. Die gute Nachricht: Wer sich dessen bewusst wird, kann aus schlechten Gewohnheiten bessere machen. Los geht`s:
#9 Prokrastination
Die Gewohnheit, Aufgaben und Pflichten auf „morgen“ zu verschieben und durch Ersatztätigkeiten hinauszuzögern, haben viele Menschen. Unklare Strukturen, externe Erwartungen, mangelnde Motivation, das Hinauszögern in der Hoffnung, jemand anderes möge sich der Aufgabe annehmen oder Perfektionismus sind echte Prokrastinationsfallen. Was steckt hinter dieser unguten Gewohnheit? Das ständige Aufschieben kann darauf hindeuten, dass Ihre Ziele unklar sind. Streben Sie nach Perfektion oder ist Ihr Wunsch, externe Erwartungen in jedem Fall zu erfüllen, sehr groß, dann gilt es, sich selbst zu hinterfragen: Was muss, was kann, was darf? Sie wollen ernst genommen werden? Dann nehmen Sie auch die Erledigung von Aufgaben und Pflichten ernst! Lernen Sie, mit Ihren Versagensängste, die dem Tun entgegenstehen könnten, umzugehen. Die „Vogel Strauß“-Politik bringt sie nicht weiter. Im Gegenteil.
#10 Fixed Mindset
Festgefahrene Denkweisen sind in Zeiten der Transformation ein echtes Problem. Wir befinden uns in einem Umbruch auf etlichen Ebenen, der sich mit einem Fixed Mindset nicht gut bewältigen lässt. Wenn Sie Risiken vermeiden, sich vor dem Scheitern fürchten und in Ihrer Komfortzone verharren, dann finden Sie sich früher oder später im Abseits wieder – abgehängt von der voranschreitenden Entwicklung, der Sie sich nicht angepasst haben. Legen Sie dieses gewohnte Mindset ab und entdecken Sie das förderliche Growth Mindset. Die US-amerikanische Psychologin Carol Dwecks zeigt in ihrem Buch „Mindset: The New Psychology of Success“, dass der Wechsel von einem Fixed Mindset zu einem Growth Mindset das Leben verändern kann, von Ihrer Karriere bis hin zu Ihrem Privatleben. Machen Sie es zu Ihrer neuen Gewohnheit, Herausforderungen anzunehmen, aus Fehlern zu lernen und sich zu verbessern. Wenn Sie daran glauben, dass Anstrengung zu Verbesserung führt, können Sie neue Ebenen des Erfolgs erschließen. In Ihrem Job, in Beziehungen und auch beim Erlernen neuer Fähigkeiten hilft Ihnen eine wachstumsorientierte Denkweise.
#11 Perfektionismus
Sie möchten perfekt vorbereitet sein? Wollen, dass Aufgaben bestmöglich erledigt werden? Möchten keinerlei Angriffsfläche bieten? Dann arbeiten Sie sich direkt in den Burn-out hinein und treiben Ihre Mitarbeitenden in die Verzweiflung und Frustration. Hören Sie auf, auf makellose Ergebnisse zu zielen. Das ist zeit- und nervenaufreibend und weniger gewinnbringend als Sie glauben. Konzentrieren Sie sich darauf, stetige Fortschritte zu machen anstatt immer alles perfekt machen zu wollen. Damit behindern Sie sich selbst und mit dieser Erwartungshaltung bremsen Sie auch Ihr Team aus. Niemand ist perfekt. Verwechseln Sie Perfektionismus nicht mit Zielstrebigkeit oder Ehrgeiz. Perfektionisten verknüpfen ihren eigenen Wert mit ihrer Leistung. Sie suchen nach Bestätigung, um damit ihren Selbstwert zu nähren. Das ist verhängnisvoll – und nicht förderlich. Sie machen sich selbst und Ihrem Team das Leben leichter, wenn Sie nicht länger einem Idealbild hinterherjagen, sondern einfach nur Ihr Bestes geben – auch im Ablegen dieser Gewohnheit.
Weiterlesen „Perfektionismus als Karrierebremse“ >>
#13 Negative Einflüsse
Das Umfeldmanagement wird noch immer von vielen unterschätzt. Dabei hat es einen großen Effekt auf uns, mit wem wir uns umgeben, wem wir unser Gehör und Vertrauen schenken. Zählen zu den Menschen in Ihrer Nähe auch solche, die förmlich Energie „saugen“? Die stets Bedenken äußern, den Weltuntergang heraufbeschwören oder vor Sarkasmus triefen? Unterschätzen Sie nicht, was das mit Ihnen macht. Ihre Umwelt beeinflusst Ihr Denken, Fühlen, Handeln und Verhalten. Verbringen Sie keine Zeit mit Menschen, die Sie emotional herunterziehen. Entscheiden Sie sich dort, wo es in Ihrer Macht liegt, dafür, mit Menschen zusammen zu sein, die Sie motivieren und unterstützen. Geeignete Unterstützer in seinem direkten Umfeld zu finden, mag nicht immer leicht sein. Hinzu kommt, dass Menschen, die gut für uns und unsere Zielerreichung sind, nicht immer leicht für uns zu ertragen sind. Denn in der Regel sind dies Menschen, die uns fordern und gelegentlich unbequem sind. Menschen, die uns mit unseren Defiziten konfrontieren und uns zwingen, Dinge anzuschauen, die wir selbst nicht sehen können oder möchten. Das ist herausfordernd, aber für Ihre Weiterentwicklung extrem wichtig. Und diese „Unbequemlichkeit“ ist etwas ganz anderes als die Negativität von Menschen.
#14 Falscher Fokus
Stichwort Bedenkenträger: Wenn Sie dazu neigen, oft darüber nachzudenken, was schief gehen könnte, dann richten Sie Ihren Fokus aufs Negative. Damit leisten Sie selbsterfüllenden Prophezeiungen Vorschub. Unsere Gedanken können uns entweder blockieren, auf unser Gemüt drücken, uns herunterziehen, uns die Motivation rauben und daran hindern, mutig zu sein und mit Selbstvertrauen etwas zu tun, gar Bestleistungen und Erfolg verhindern oder sie können uns beflügeln und Energien freisetzen. Fokussieren Sie sich immer wieder auf negative Szenarien, sind die Chancen groß, dass Sie Recht haben und Ihre Befürchtung zur Realität wird. Wenn Sie am Abend vor einer wichtigen Präsentation denken: „Hoffentlich scheitere ich morgen nicht“ leisten Sie dem Versagen Vorschub, weil Ihr Denken von Versagensangst beherrscht wird. Stellen Sie sich hingegen vor, wie Sie bravourös Ihren Vortrag halten und die Zuhörenden begeistern, hat das Schaffen solcher Bilder vor dem geistigen Auge unterstützende Wirkung. Ihr Unterbewusstsein wird alles tun, um Ihre Vorstellung real werden zu lassen. Hören Sie also auf, darüber nachzudenken, was schief gehen könnte. Trainieren Sie Ihren Geist, das Positive zu suchen. Das wird sich auch auf Ihren Gemütszustand und Ihre Lösungsorientierung positiv auswirken.
#15 Vernachlässigung der Gesundheit
Auch wenn Sie eine wichtige Funktion im Unternehmen haben und viel Verantwortung auf Ihren Schultern ruht, sollten Sie nicht Ihr körperliches und mentales Wohlbefinden ignorieren. Machen Sie die Selbstfürsorge zu einer Priorität für langfristigen Erfolg, von dem alle profitieren. Aktuelle Studien (Yoon et al., 2023) weisen zum Beispiel einen Zusammenhang zwischen dem Ausmaß wahrgenommenen psychologischen Stresses und der Häufigkeit körperlicher Aktivität nach. Die moderate Zunahme körperlicher Betätigung führt zu einer deutlichen Reduktion des Stressniveaus. Ein gesunder, ausgeglichener Lebensstil ist gerade für den Arbeitsalltag einer Führungskraft wichtig! Achten Sie auf ausreichend Pausen, gesunde Ernährung, genügend Schlaf. Bewegen Sie sich regelmäßig in der Natur, denn sie hat eine beruhigende Wirkung auf uns. Wer in die Landschaft schaut, sorgt für langsamere Hirnstromschwingungen. Stattdessen steigen die Stimmungshormone. Halten Sie einen Moment inne, betrachten Sie den Himmel oder das Spiel der Blätter in einem Baum und atmen Sie dabei lang und tief. Wer mir jetzt entgegnet: Für all da habe ich keine Zeit! – dem entgegne ich: Dann strukturiere deinen Alltag neu – mache Selbstfürsorge zu einem selbstverständlichen Punkt auf deiner Agenda. Ein Must have, keine Option!
Weiterlesen „Tipps für den Umgang mit Stress“ >>
#16 Angst vor dem Scheitern
Die Versagensangst war bereits Thema bei einigen der genannten schlechten Gewohnheiten. Legen Sie sie ab – Sie brauchen Sie nicht, um sich daran zu erinnern, dass Anstrengung sich lohnt. Das Leben ist ein Abenteuer, und Neues auszuprobieren ist das Salz in der Suppe des Alltäglichen. Sie haben Angst zu scheitern? Wahres Scheitern besteht darin, es überhaupt nicht versucht zu haben! Also, versuchen Sie sich an neuen Aufgaben und Herausforderungen. Bleiben Sie in Bewegung, auch wenn es nur kleine Schritte sind. Das Leben ist ein Try-and-Error-Prozess. Als menschliche Wesen werden wir nicht mit dem Wissen geboren, wofür wir gut sind oder wofür wir eine Leidenschaft haben. Erst wenn wir es versuchen, wissen wir es. So kommen wir im Leben voran.
Weiterlesen „Ängste, die Sie zurückhalten – Angst vor dem Scheitern“ >>
Leo Tolstoi hat gesagt: Die Menschen gehen lieber zugrunde, als dass sie ihre Gewohnheiten ändern. Ich hoffe inständig für Sie, dass Sie veränderungsbereit sind. Denn wer seine Gewohnheiten ändern kann, schlägt ein neues Kapitel auf, schreibt seine Geschichte auf neue Weise fort und erschließt sich ungeahnte Aussichten. Gewinnen Sie Macht über Ihr Leben zurück! Gewohnheiten sind kein Schicksal, sondern eine Entscheidung.
Gutes Gelingen wünscht Ihnen © Antje Heimsoeth.
0 Kommentare