„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“
Francis Bacon
Nichts im Leben ist selbstverständlich. Das wird uns allerdings oft erst dann schmerzlich bewusst, wenn wir etwas verlieren – sei es unsere Gesundheit, den Job oder einen lieben Menschen.
Zeit also, öfter einmal Danke zu sagen, sich dankbar zu zeigen – anderen und sich selbst gegenüber. Mit jedem noch so kleinen Danke, dass wir aussprechen, schreiben oder einem anderen Menschen durch eine liebevolle Geste zeigen, gewinnt die Welt an Vertrauen.
Ganz einfach … öfter einmal DANKE sagen
Mir fällt auf, dass heute immer weniger Menschen „Danke“ sagen. Am Ende meiner Seminare teile ich beispielsweise eine Karte aus, auf der zu lesen ist: DANKBARKEIT … KANN EIN LEBEN VERÄNDERN und auf der ein Mensch zu einem anderen sagt „Ich bin dankbar dafür, dass es dich gibt.“ Sie soll als Anregung oder Aufforderung dienen, es selber öfter zu tun. Und wenn wir das im Seminar auch gleich üben, indem wir uns überlegen, wem könnte ich jetzt gleich einmal spontan meinen Dank aussprechen, merkt man schnell, wie schwer sich viele Teilnehmer damit tun. Oft ist es mehr eine Floskel des Danksagens als ein von Herzen kommendes DANKE. Andere tun sich noch schwerer damit, ein „Danke“ anzunehmen. Sie wiegeln dann oftmals schnell ab mit „Aber das war doch nichts“ oder „Ist doch selbstverständlich“.
In meinen Vorträgen erzähle ich oft folgende Geschichte: Eines Tages war ich nach einer längeren aufwändigen Behandlung beim Zahnarzt – nicht unbedingt meine Lieblingsfreizeitbeschäftigung – auf dem Weg zu meinem Auto. Dabei kam ich an einer neu eröffneten Boutique vorbei und dachte mir spontan – schließlich soll man sich nach einer solchen Tortur auch mal was Gutes tun – ach komm, da schau ich doch mal schnell rein. Sicher kennen Sie das auch: Wenn man einkaufen will oder etwas Bestimmtes sucht, findet man nichts und wenn man nichts einkaufen will, kommt man mit mindestens fünf Teilen raus. Beim Bezahlen sage ich zu der Dame, die mir bei der Auswahl geholfen hat: „Danke für das schöne Einkaufserlebnis! Sie haben echt eine schöne Boutique und eine tolle Art zu verkaufen.“ Und sie schaut mich mit großen Augen an und sagt: „Wissen Sie, wie lange zu mir schon niemand mehr danke gesagt hat?“ Ich glaube nicht, dass das an der Böswilligkeit der Menschen liegt oder sie jemanden bestrafen oder verletzen wollen. Auch dann nicht, wenn der Service einmal nicht 1a war. Oftmals liegt es wohl eher daran, dass wir mit unseren Gedanken schon wieder ganz wo anders sind – vor allem aber, dass wir viele Dinge einfach als selbstverständlich betrachten. Vor allem auch im Service.
Ein DANKE tut jedem Menschen gut
Und doch tut ein „Danke“ jedem Menschen gut. Ich selbst sage auch gerne danke und vergleiche es immer damit: Nicht Danke sagen ist wie ein Geschenk zu verpacken und es nicht zu verschenken. Für meine Kunden habe ich beispielsweise ein schönes DINA4-Plakat gestaltet, gedruckt auf festerem Papier, mit einem Zitat und kleinen Kärtchen zum Abreißen: Glück, Liebe, Zeit, Zuversicht, Freude Geduld, Begeisterung, Mut, Toleranz, Gelassenheit, Ausdauer, Vertrauen, Mut und Spontanität. Diesen Flyer verschicke ich mit ein paar persönlichen Worten – dementsprechend von Herzen – nach einem Auftrag oder einer Veranstaltung jedem Klienten. Weil ich weiß: Ohne Klienten kein Business. Ohne diese Menschen wäre ich nicht das, was ich so gerne bin: Trainerin, Coach und Autorin.
Für mich gilt das übrigens nicht nur im Business. Vor kurzem war ich auf einer Beerdigung. In der Kirche sang eine Dame mit einer glockenhellen Stimme, so wunderbar, das ging uns allen unter die Haut. Wie üblich liefen am Ende des Gottesdienstes alle einfach raus – eine Beerdigung ist ja auch kein angenehmer Anlass und ja, man hat in diesem Moment auch mit sich selber zu tun, vor allem, wenn es sich um einen nahen Angehörigen handelt. Das war bei mir dieses Mal nicht der Fall. Aber ganz unabhängig davon, war es mir einfach ein tiefes Anliegen, zu der Sängerin hinzugehen und mich dafür zu bedanken. Ich war an diesem Tag übrigens auch noch beim Pfarrer. Selten hatte ich einen so tollen Redner gehört, der seine Worte immer offen als Angebot formuliert hat. Das ist für Menschen wie mich, die nicht wirklich gläubig sind, sehr wichtig. Also bin ich nach dem Friedhof zu ihm hingegangen und habe mich für die tolle Ansprache bedankt.
Ja, es gibt tatsächlich unendlich viele Dinge, für die wir dankbar sein können und sollten. Wir leben in einem sicheren Land, unsere Kinder können zur Schule gehen, wir haben sauberes Wasser und zu essen, es gibt ausreichend Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Machen wir uns das alles wieder einmal bewusst, spüren wir schnell, dass Dankbarkeit vor allem auch glücklich macht. Viele Menschen sind ständig auf der Suche nach dem großen Glück, dabei müssten sie sich nur in jeder Situation kurz überlegen, wofür sie gerade dankbar sein können – und schon gibt es das Glück obendrauf. Allerdings müssen wir dazu eines manchmal wieder lernen: Um dankbar sein zu können, müssen Sie wahrnehmen, was um Sie herum passiert. Wir dürfen uns nicht länger vereinnahmen lassen von unseren Smartphones, die ständig alle Aufmerksamkeit auf sich lenken und uns immer wieder entführen wollen in digitale Netzwerke und virtuelle Welten. Bleiben wir lieber einmal öfter in einem persönlichen Gespräch, schauen einmal öfter in den wunderschönen blauen Himmel oder genießen lieber ein Feierabendbier mit einem Freund statt eine Runde Candycrush und TV-Berieselung auf der Couch.
© Ihre Antje Heimsoeth
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