Angst vor zweiter Welle ist negativ für eine starke, gesunde Psyche – Die Psyche stärken

Angst vor zweiter Welle ist negativ für eine starke, gesunde Psyche – Die Psyche stärken - Antje Heimsoeth

Autor

Antje Heimsoeth

Datum

10. Aug 2020

Medien berichten momentan ständig über die „zweite Welle“. Was löst diese Alarmstimmung wegen Corona in Mitarbeitern, Kindern, Freunden und in uns aus? Ärger, Anspannungen, Aggressionen, Frust, Angst, Unsicherheit oder Stressgefühle? Reaktionen, die absolut normal und menschlich sind.

Die psychiatrische Oberärztin Ute Lewitzka veranschaulicht die Problematik folgendermaßen:  „Menschen mit einer psychischen Erkrankung tragen einen Rucksack auf ihrem Rücken. Es gibt Zeiten, in denen dieser Rucksack relativ leicht ist und sie in ihrem Alltag ganz gut klarkommen. Und dann wiederum gibt es Zeiten, in denen der Rucksack sehr, sehr schwer wird: Wenn äußere Belastungsfaktoren auftreten oder Stresssituationen über einen längeren Zeitraum bestehen. Und dazu zählt natürlich diese ganze Geschichte, die wir gerade erleben.“ (Niederlausitz-aktuell)

Folge: Ihr Denken ist blockiert. Unsere Gedanken blockieren uns, drücken auf unser Gemüt und ziehen uns herunter. Sie rauben uns unsere Motivation und hindern uns daran, mutig zu sein.
Wir können nicht mehr analytisch denken, werden hektischer, sind schnell erschöpft, resignieren, sind kaum noch leistungsfähig, die Produktivität sinkt, kommunizieren weniger statt mehr, agieren manchmal unberechenbar. Konflikte eskalieren schneller. Die Sozialkontakte werden weniger statt mehr. Unsere Wahrnehmung fokussiert sich auf Probleme. Sie schätzen ihre Zukunftsaussichten negativ ein. Sie schätzen die negativen Entwicklungen als negativ ein. Sie interpretieren das, was sie jetzt erleben, als negativ.

Das Stresshormon Cortisol wird ausgeschüttet. Es verstärkt den Stress bzw. Angst-Zustand und verhindert besonnenes Verhalten und die differenzierte Betrachtung von Umständen, Rahmenbedingungen, Entwicklungen und Entscheidungen. Alles wirkt auf einmal bedrohlich. Man fühlt sich ohnmächtig und ausgeliefert.

Weiterlesen: Was bedeutet die Pandemie für unsere mentale Gesundheit?

Das Prinzip der selbsterfüllenden Prophezeiung

Wenn Sie sich für einen Pechvogel oder Looser der Krise halten, wenn Sie überzeugt sind, etwas nicht zu schaffen, dann seien Sie nicht überrascht, wenn Sie tatsächlich häufig Pech haben oder vieles nicht erreichen. Im Alltag finden sich Menschen, denen so etwas passiert, oft in ihrer Meinung bestätigt und sagen: „Ich hab‘s kommen sehen!”, „Hab’ ich doch gleich gewusst, dass das nichts wird.“ oder „Ich wusste schon immer, dass er etwas gegen mich hat.”

Mehr dazu in meinem Buch „Kopf gewinnt! Mit mentaler und emotionaler Stärke zu mehr Führungskompetenz“, Springer Gabler Verlag

Wir müssen gemeinsam verhindern, dass die psychischen Erkrankungen zunehmen. In die Angst vor dem Corona Virus mischt sich die Angst vor Existenzverlust, finanziellen Sorgen und Beziehungssorgen. Aus meiner Sicht ist die psychische Belastung ein ernst zunehmendes Thema.
Achten Sie gerade jetzt auf die psychische und physische Gesundheit Ihrer Mitarbeiter und ihre eigene mentale Gesundheit.


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Gleich hier hören?


1. Routine und Rituale
Die bisherige Tagesstruktur fällt weg. Rituale sind hilfreich, denn sie geben unserem Tagesablauf eine Struktur und Stabilität. Darum ist es in unseren Alltag hilfreich, Routine und Rituale zu entwickeln.
Beispiele finden Sie hier.

2. Schaffen Sie ein Gemeinschaftsgefühl für Ihre Mitarbeiter (im Homeoffice) und Zugehörigkeit, privat und mit Ihren Mitarbeitern. Was tun? Mehr dazu in diesem Podcast.

3. Erfolge würdigen
Die Freude und Zufriedenheit in der Arbeit, sowohl auf Seiten der Führung als auch bei den Mitarbeitern, ist entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens (Csikszentmihalyi, 2011), auch in Krisenzeiten. Ein Baustein dafür ist das Schaffen von Erfolgserlebnissen. Lassen Sie Mitarbeiter wissen, wenn etwas gut gelaufen ist. Das Zelebrieren von Erfolgen fördert nicht nur das Wir-Gefühl im Team. Es hilft zum einen als Motivation für weitere Erfolge, zum anderen dient die Erinnerung an vergangene Erfolge bei der Bewältigung von Misserfolgen und Krisen.

Ein Klient von mir, ein ehemalige Rad-Extremsportler, hat sich seine außerordentlichen Erfolge stets bewusst gemacht: Auf den Seitentüren seines Autos prangen Bilder seiner fünf größten Erfolge, die er als Extrem-Radsportler erfuhr. Zusätzlich ziert ein großer Husky den hinteren Teil des Autos – als Symbol für Ausdauer, Zähigkeit und Willenskraft. Auf diese Weise verankerte er seine Spitzenleistungen im Bewusstsein. Die deutsche Nationalelf kehrte mit dem „Siegerflieger“ der „Fanhansa“ von ihrem gewonnenen WM-Finale 2014 aus Brasilien zurück. Die Airline Lufthansa hatte kurzerhand den Schriftzug auf den Jumbojet spritzen lassen und würdigte auf diese Weise den Erfolg der Kicker.

Sie können die Erinnerung an Erfolge Ihres Teams auch wachhalten, indem Sie Fotos von Erfolgen, Prämierungen etc. aushängen und Auszeichnungen in Form eines Pokals o.Ä. aufstellen. Spitzensportler richten sich häufig einen eigenen Raum für ihre Trophäen ein. Das hat nichts mit Arroganz oder Überheblichkeit zu tun, sondern dient der Motivation und Bestätigung. Ich lade mir z.B. Fotos meiner jüngsten Erfolge als Bildschirmschoner auf meinen Rechner. Eltern von Nachwuchssportlern, die ich als Sport Mental Coach begleite, animiere ich, Fotos von Erfolgen ihrer Kinder zu erwerben und in ein Erfolgsjournal zu kleben. Mit einem solchem „Erfolgstagebuch“ kann man die persönliche Weiterentwicklung leichter und besser nachvollziehen.

Die „Nachbearbeitung“ eines Erfolgs ist ebenso wichtig wie die eines Misserfolgs. Unmittelbar nach erlebtem Erfolg gilt es, die positive Erfahrung mental zu speichern. Was fühlen Sie, wenn Sie an Ihr jüngstes konkretes Erfolgserlebnis denken? Es ist wichtig, dass das Gefühl, dass Sie mit dem Erfolg verknüpfen, verbal reproduziert werden kann. Sie können für sich und Ihr Team ein Ritual installieren, dass Sie regelmäßig nach gemeinsam erbrachten Erfolgen zelebrieren. Es sollte alle Teammitglieder einschließen, niemand darf sich dabei ausgeschlossen fühlen.

4. Entwickeln Sie eine Vision, wenn Sie noch keine haben, und begeistern Sie Ihre Mitarbeiter dafür.

5. Reden Sie als Führungskraft bzw. Teamleiter mit ihrem Team über ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt: Werte und ein gemeinsamen Wertesystem, das intern und extern in die Arbeit integriert wird.  Und dann hoffentlich auch gelebt wird.

Weiterlesen: Warum jedes Team Werte braucht und wie können diese entwickelt werden

6. Sprechen Sie selten über Probleme, Sorgen und über vermeintliche Horror-Szenarien in der Zukunft, von denen Sie heute nicht wissen, ob Sie wahr werden.

7. Geben Sie Feedback.
Oscar Wilde sagte einst „Ich möchte die Kritik ein Schaffen aus Geschaffenem nennen“ und verwies damit schon früh auf die Kernfunktion heutiger Feedbackgespräche. Denn Feedback geben bedeutet eine Rückmeldung auf eine erbrachte Leistung, eine Äußerung oder ein Verhalten und schafft die Voraussetzung dafür, zu wissen, ob etwas fortsetzungs- oder verbesserungswürdig ist. Ein Feedback ist wie ein Echo auf den Ruf im Nebel der Ungewissheit.

Ein Feedback ist allerdings nur dann hilfreich für uns, wenn wir es zulassen und annehmen können. Dabei kommt der Qualität des Feedbackgesprächs eine entscheidende Rolle zu: Es muss konstruktiv und ehrlich sein. Weder Lobhudelei noch Zynismus bringen andere weiter, sondern „Ehrlichkeit ist der schönste Juwel der Kritik“, wusste schon Benjamin Disraeli. Ein gutes Feedbackgespräch ist eine ausgewogene Rückmeldung, die sachlich und zielorientiert ist. Das Ziel ist die persönliche und auch fachliche Weiterentwicklung des anderen, eben das Schaffen aus etwas Geschaffenem.

Weiterlesen: Feedback geben: Feedback geben ist das Futter für Fortschritt

8. Anerkennung und Wertschätzung mobilisieren Kräfte
Es ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis, anerkannt und geliebt zu werden. Medizinprofessor Joachim Bauer von der Universität Freiburg, der seit Jahren den Wunsch nach Anerkennung erforscht, sagt: „Neurobiologische Studien zeigen, dass nichts das Motivationssystem so sehr aktiviert, wie von anderen gesehen und sozial anerkannt zu werden.“ (zeit.de). Der US-amerikanische Stahlindustrielle Charles M. Schwab formulierte es einst so: „Durch Anerkennung und Aufmunterung kann man in einem Menschen die besten Kräfte mobilisieren.“ Neun von zehn Arbeitnehmern in Deutschland und Österreich wünschen sich mehr Anerkennung und 95 Prozent würden Maßnahmen für mehr Anerkennung im Unternehmen unterstützen (Quelle: Kraftwerk Anerkennung).

Weiterlesen: Mangelware Wertschätzung

Ihre © Antje Heimsoeth

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