Eine Frage der Verantwortung

Eine Frage der Verantwortung - Antje Heimsoeth

Autor

Antje Heimsoeth

Datum

28. Mrz 2022

Verantwortung hat viele Gesichter: Die globale Gemeinschaft wie auch dieses Land muss angesichts des Klimawandels und seiner Folgen handeln – schnell, umfassend, zielführend. Es geht auch hier um Verantwortung: gegenüber Natur und Umwelt, nachfolgenden Generationen, aber auch gegenüber jenen, die schon jetzt unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden. Politik und Wirtschaft müssen verbindliche Vereinbarungen treffen und sich ihrer Verantwortung stellen. Und jeder von uns kennt die Frage nach der Verantwortung aus dem eigenen Alltag: Verantwortung für den Lebensunterhalt, für Kinder, pflegebedürftige Angehörige, Angestellte, aber auch für jede Entscheidung, die es zu treffen gilt, im Großen wie im Kleinen. Der verantwortungsvolle Umgang miteinander seit Beginn der Coronapandemie ist für manchen eine echte Herausforderung. Warum tun wir uns schwer mit dem Tragen von Verantwortung?

Verantwortung verweigern heißt Vertrauen entbehren

Vertrauen in sich und andere zu haben ist die Grundlage dafür, Verantwortung für sich, das eigene Leben und das anderer, für Aufgaben und Pflichten zu übernehmen. Übernehme ich die Verantwortung für das, was ich sage und tue, erlange ich meist auch eher das Vertrauen meiner Mitmenschen. Aber was versetzt mich in die Lage, beherzt Verantwortung zu übernehmen? Es ist die „Fähigkeit, das eigene Können und die möglichen Folgen von Entscheidungen einzuschätzen und so zu handeln, dass die erwarteten Ziele mit größter Wahrscheinlichkeit erreicht werden. Häufig ist damit das Bewusstsein verbunden, im Falle des Scheiterns Schuld zu tragen.“ So lautet die Definition von Verantwortung bei wikipedia. Wenn wir zögern, Verantwortung zu übernehmen, heißt das demnach, dass wir uns selbst nicht völlig zutrauen, die richtige Entscheidung treffen zu können oder scheuen die Konsequenzen, wenn sie sich als falsch erweist. Das ließe sich auch als Feigheit bezeichnen. Vielleicht ist es aber auch eine fatale Fehleinschätzung bzw. das Verschieben einer Pflicht, derer wir uns nicht wirklich entziehen können – und die durch Ignorieren nur umso dringlicher wird. Sich der Verantwortung im Kontext des Klimawandels zu stellen, wird mit jedem Jahr dringender, denn die Folgen sind vor unserer Haustür angekommen, wie die Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 gezeigt hat. Wer trägt hier die Verantwortung für die Todesopfer, Verletzten, Traumatisierten, die Schäden an Gebäuden und Infrastruktur?

Verantwortung ist nicht nur Bürde, sondern auch Beitrag zum Wohl

Das Ringen um Schuld und das Verweisen auf das Versagen anderer ist ein beliebtes Spiel. Auch in Unternehmen geht es oft darum, wer schuld an einem Fehler, dem Scheitern eines Projekts oder dem Verlust eines Kunden ist. Schnell wird auf unfähige Kollegen und Mitarbeitende, die schlechte Wirtschaftslage oder die übermächtige Konkurrenz verwiesen. Keine Frage, verantwortliches Handeln hängt auch vom Umfeld ab. Aber es hat ebenso viel mit unserer eigenen Bereitschaft zu tun, Verantwortung anzunehmen und sich ihr zu stellen. Wenn wir Verantwortung als etwas betrachten, dass einer klaren Entscheidung und bewusstem Verhalten entspricht, mit dem Ziel, sich selbst oder eine Situation zu verbessern und/oder anderen zu helfen, dann ist sie nicht nur Bürde, sondern auch ein bewusster Beitrag zum Wohl, des eigenen und das anderer. Dann ließe sich aus einem Fehler, Scheitern oder einem Verlust bei einem verantwortungsvollen Umgang damit auch eine Verbesserung gewinnen – nämlich durch Analyse, Auswertung und Neuausrichtung. Und das ist weit mehr als die Suche nach dem Schuldigen und dessen Abmahnung.

Jede(r) trägt Verantwortung für seine Entscheidungen

Der Begriff Verantwortung hat in der Managementliteratur zwei unterschiedliche Bedeutungen. Einige AutorInnen erklären es als eine Pflicht oder Aufgabe, die einem Mitarbeiter aufgrund ihrer oder seiner Position in der Organisation übertragen wird. Verantwortung ist aufgabenorientiert. So sind Sie für die Erfüllung bestimmter Aufgaben verantwortlich, die zur Erreichung Ihrer Ziele erforderlich sind. Verantwortung ist gleichzeitig die Verpflichtung einer Person, die ihr übertragene Pflicht oder Aufgabe zu erfüllen. Eine Aufgabe bewusst nicht zu erfüllen, bringt ebenfalls Verantwortung mit sich. Denn diese Verweigerung, ob still oder deutlich geäußert, basiert auf einer Entscheidung. Der Entscheidung, nicht zu handeln. Und diese Entscheidung zieht Konsequenzen nach sich, für sich selbst und andere. Sie können es also drehen, wie Sie wollen, am Ende des Tages sind Sie verantwortlich für Ihr Verhalten, nicht Vorgesetzte, Kolleginnen und Kollegen, Geschäftspartner, Kunden oder Dienstleister. Jeder von uns trägt jeden Tag die Verantwortung für Entscheidungen, die wir treffen.

Wer Verantwortung übernimmt, baut Vertrauen auf

Führungskräfte tragen diese Verantwortung in vielerlei Hinsicht. Sie müssen nicht nur Ergebnisse von Mitarbeitenden und das Erreichen von Zielen verantworten, sondern auch Wohl und Weiterentwicklung von Mitarbeitenden, die Entscheidung für Strategien, das Setzen von Prioritäten oder das Verteilen von Aufgaben. Viele Gelegenheiten, Fehler zu machen und „zur Verantwortung gezogen zu werden“ (selbst unsere Sprache spiegelt das Widerstreben, Verantwortung zu übernehmen, wider). Aber es sind ebenso viele Gelegenheiten, Handlungsspielräume zu nutzen, Einfluss zu nehmen, das eigene Renommé, das der Abteilung, des Bereichs oder gar des Unternehmens aufzuwerten, sich Respekt und Anerkennung zu verdienen, den nächsten Karriereschritt vorzubereiten. Wer Verantwortung übernimmt, baut Vertrauen auf – in beiden Fällen einer Entscheidung. Beweist sie sich als erfolgreich, gewinnen andere Vertrauen in die Kompetenz und Zuverlässigkeit des Entscheiders/der Entscheiderin. Entpuppt sie sich als Fehleinschätzung, kann der- oder diejenige sich durch das Übernehmen von Verantwortung ebenso in Zuverlässigkeit beweisen. Nämlich in der Verlässlichkeit, dass er oder sie nicht den Kopf aus der Schlinge zieht, wenn es darum geht, Konsequenzen zu tragen.

Verweigern von Verantwortung führt in die Sackgasse

Die Herausforderungen einer verantwortungsvollen Führung sind zahlreich. Es gilt, Bedürfnissen, Anliegen und Ansprüchen verschiedenster Gruppen gerecht zu werden: Mitarbeiter, Lieferanten, Aktionäre, Politiker – sie alle verlangen Verantwortung von der Führungskraft. Dazu gehört auch ein souveräner Umgang mit Veränderungen, die nicht in der Macht der Führungskraft stehen – sei es die Rohstoffknappheit oder der Brexit, die Vorgaben des Klimaschutzes oder die Inflation. Für die Führungskraft bedeutet das, nachhaltige Entscheidungen treffen zu müssen, die etliche Aspekte berücksichtigen. Viel Verantwortung, für deren Übernahme eine gute Basis hilfreich ist. Diese Basis besteht aus Entscheidungskraft, umfassenden Informationen, hohen Zielen und dem Mut, Fehler zu machen. Der größte Fehler ist das Verweigern von Verantwortung. Denn das führt in eine Sackgasse, sei es im privaten Umfeld oder im Job.

Übernehmen Sie Verantwortung und werden Sie damit zum Gestaltenden, nicht zum Erduldenden einer Situation!

Ihre Antje Heimsoeth

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