Glücklich sein ist gesund – Glückseffekte

Glücklich sein ist gesund - Glückseffekte - Antje Heimsoeth

Autor

Antje Heimsoeth

Datum

21. Nov 2018

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Dass Geld allein nicht glücklich macht, ist hinlänglich bekannt. Dass Glück aber ein echter Wirtschaftsfaktor ist, ist vielen noch nicht bewusst. Denn glückliche Menschen arbeiten produktiver, kreativer und werden seltener krank. Sie bringen sich mit Energie und Enthusiasmus ein. Die persönliche Zufriedenheit trägt also nicht nur zum eigenen Wohlbefinden bei, sondern lässt auch noch andere davon profitieren. Glückliche Menschen können zudem besser mit Stress und Krisen umgehen, da sie die Fähigkeit haben, trotz aller Widrigkeiten das Gute zu erkennen, das aus herausfordernden Situationen entstehen kann. Grund genug, den Vorteilen des Glücklichseins genauer auf den Grund zu gehen:

Glückseffekt Abwehrkraft

Optimismus stärkt unsere Abwehrkräfte. Eine Studie der US-amerikanischen Universität von Kentucky zeigte, dass das Immunsystem der Probanden – 124 Jurastudenten – immer dann besonders stark reagierte, wenn sie optimistisch über ihr Studium dachten. Bei pessimistischen Gedanken blieb das Immunsystem passiv. Die Forscher schlossen daraus, dass die persönliche Zufriedenheit mit aktuellen Aufgaben einen wichtigen Effekt zur Stärkung des Körpers hat. Andere Forscher der US-amerikanischen Universität von Wisconsin fanden heraus, dass es auch einen Zusammenhang zwischen unseren Gefühlen und dem Immunsystem gibt. Genau dort, wo wir emotionale Prozesse im Gehirn regulieren, im sogenannten präfrontalen Cortex, werden auch unsere Abwehrkräfte beeinflusst. Positive Emotionen wie Lachen, Freude oder Begeisterung kurbeln unsere körpereigene Hormonproduktion an, bauen Stress ab, lindern Schmerzen – und sorgen für mehr Antikörper im Blut. Innere Zufriedenheit senkt übrigens nicht nur den Stresslevel, sondern auch Blutdruck und Herzfrequenz. Alles Faktoren, die helfen, die Gesundheit zu bewahren.

Für die Wirtschaft heißt das: Mehr zufriedene und optimistische Mitarbeiter bedeuten geringeren Krankenstand, weniger Fluktuation und gutes Betriebsklima.

Glückseffekt Wachstum

Die US-amerikanische Psychologin Prof. Barbara Fredrickson erforscht seit Jahren die Mechanismen der Positiven Psychologie. Von ihr stammt die Theorie des Verbreitens und Entstehens (Broaden and build), die davon ausgeht, dass unsere Glücksmomente sich im Laufe der Zeit anhäufen und uns „wachsen“ lassen, indem sie unser Bewusstsein erweitern und unsere Überlebensressourcen stärken. Positive Emotionen lassen vieles in uns sprießen: neben der körperlichen Gesundheit auch unser Vertrauen und Mitgefühl, unsere soziale Verbundenheit, Regenerations- und Resilienzfähigkeit und unseren Einfallsreichtum. Gleichzeitig mildern Glücksgefühle depressive Symptome und negative Emotionen, die uns hemmen oder blockieren. Fredrickson: „Unsere täglichen positiven Emotionen fungieren als Nährstoffe für unser allgemeines Wohlbefinden. Die positiven Emotionen von heute spiegeln nicht nur das heutige Wohlbefinden wider, sondern tragen auch dazu bei, das Wohlbefinden im nächsten Monat zu steigern.“ (Fredrickson, BL (2013). Positive Emotionen erweitern und bauen. Fortschritte in der experimentellen Sozialpsychologie, 47 (1) , S. 53).

Für die Wirtschaft bedeutet das: Je mehr Glücksmomente des Einzelnen, desto gesünder, vertrauensvoller, empathischer, verbundener, erholter, resilienter und kreativer ist dieser. Wenn das nicht ausreichende Gründe sind, seine Mitarbeiter glücklich zu machen.

Glückseffekt Verbundenheit

Zufriedene und glückliche Menschen arbeiten besser mit anderen zusammen. Denn sie halten den Kontakt besser zu ihren Kollegen als unzufriedene Mitarbeiter. Und weil sie glücklich sind mit dem, was sie tun, strahlen sie Zufriedenheit und Motivation (Vortrag >>) aus. Das ist förderlich fürs gesamte Team und beeinflusst das Miteinander positiv. Gute soziale Verbindungen können, so Barbara Fredrickson, zu wahren Goldminen positiver Emotionen werden, denn sie haben die Fähigkeit, positive Resonanz zu erzeugen. Fredrickson: „Wenn Sie ein Lächeln oder ein Lachen mit jemandem von Angesicht zu Angesicht teilen, entsteht eine wahrnehmbare Synchronität zwischen Ihnen, während Ihre Gesten und Biochemikalien, sogar Ihre jeweiligen neuralen Entflammungen, sich gegenseitig spiegeln. (…) Es sind Mikromomente wie diese, in denen eine Welle des guten Gefühls durch zwei Gehirne und Körper auf einmal rollt, die deine Fähigkeit aufbauen, sich einzufühlen und deine Gesundheit zu verbessern.“ Diese Positivitätsresonanz blühe immer dann auf, wenn Menschen sich über gemeinsame positive Emotionen verbinden, so Fredrickson (vgl. PsychologieWelt, Positive Gefühle und Wohlbefinden, http://de.psy.co/positive-gefhle-und-wohlbefinden.html). Wo man gerne zusammen arbeitet, fühlt sich der Einzelne wohl. Und dieses Wohlbefinden stärkt unsere Gesundheit, mental wie physisch. Übrigens: Je besser Stimmung und Zusammenarbeit sind, desto mehr Ressourcen kann jeder Einzelne freisetzen, um Leistung zu erbringen – weil es weniger Reibungsverluste durch Konflikte, Kummer oder Konkurrenz gibt.

Für die Wirtschaft heißt das: Mehr zufriedene und optimistische Mitarbeiter bedeuten bessere Teamarbeit und bessere Ergebnisse.

Unglücklich! Warum?

Trotz optimistischer Grundhaltung und dem Bewusstsein für Glücksmomente kennt jeder von uns Situationen, in denen wir uns nicht gut fühlen und schlecht gelaunt sind. Vielleicht wurden wir gekränkt, benachteiligt oder etwas ist schief gelaufen – wir merken jedenfalls, dass unsere Laune gen Tiefpunkt sinkt. Für den Hamburger Psychologen Thomas Prünte klaffen in solchen Momenten Soll- und Ist-Zustand auseinander. Er rät, die Missstimmung als Warnsignal zu betrachten, um innezuhalten und sich auf Spurensuche zu begeben. Woher rührt die Laune? Dem Umfeld gegenüber sollten wir dann klar sagen: „Ich bin nicht gut drauf, lass mich einfach in Ruhe, ich weiß selbst noch nicht genau, woran es liegt.“ Damit vermeiden wir unnötige Konflikte und weitere Anlässe zur Übellaunigkeit. Häufig lägen unserer schlechten Stimmung, so Prünte, die mangelnde Befriedigung von Grundbedürfnissen wie Anerkennung, Zuneigung oder Geborgenheit zugrunde (vgl. welt.de, Nina C. Zimmermann, Warum schlechte Laune durchaus ihren Sinn hat, 19.12.2012). Sind wir uns klar, woher genau die schlechte Laune rührt, können wir Lösungsstrategien erarbeiten. Manchmal ist sie einfach ein Indiz dafür, dass wir überfordert und unsere Grenzen überschritten sind. Dann ist sie ein auslösendes Moment, um etwas zu ändern.

Als Stimmungsaufheller können wir auch die Kraft unserer Gedanken nutzen. Statt mit weiteren negativen Gedanken in eine emotionale Abwärtsspirale zu geraten, hilft es, sich bewusst positive Gedanken zu machen, z.B. durch unterstützende Selbstinstruktionen mit positiven Aussagen (Affirmationen, positive Selbstgespräche) oder durch die Erinnerung an Erfolgs- und Glücksmomente. Es helfe auch, so Kerstin Reviol, Fachliche Leiterin der Arbeits- und Organisationspsychologie beim TÜV Süd, sich zu fragen: Worüber könnte ich mich freuen, wenn ich wollte? Was begeistert mich? Worauf bin ich stolz? (vgl. welt.de, Nina C. Zimmermann, Warum schlechte Laune durchaus ihren Sinn hat, 19.12.2012). Auf unsere Gesundheit wirkt sich schlechte Laune nachhaltig aus, wenn sie wiederkehrend und langanhaltend ist, ohne dass wir sie erklären können. Dann gilt es, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ich wünschen Ihnen viele Glücksmomente und ein Bewusstsein dafür, sie wahrzunehmen. Und bei schlechter Laune das richtige GegenmittelJ.

Ihre Antje Heimsoeth

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4 Kommentare

  1. Hallo Antje,

    sehr schöner Artikel. Oft wollen wir einfach nur „glücklich“ sein ohne uns wirklich Gedanken darüber zu machen, was das überhaupt bedeutet. Toll und informativ geschrieben.

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  2. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit dem ResonanzPrinzip (Law of Attraction) und kann aus Erfahrung bestätigen, dass alles Schwingung ist, jeder Ton, jede Farbe, jeder Gedanke, jede Emotion und dass diese Frequenz, wie eine Stimmgabel in der Musik, ähnliche/gleiche Frequenzen anzieht oder sich dorthin zieht.
    Hinsichtlich einer glücklichen Lebensführung ist die bewusste Ausrichtung der Gedanken und Gefühle, der Haltung also, zu allem, sehr entscheidend. Vereinfacht ausgedrückt, ziehe ich also an, womit ich mich gedanklich und gefühlsmäßig beschäftige. In diesem Sinne produziert z.B. ein vehement gegen etwas zu agieren, ebenso mehr von dem Abgelehnten, wie ein für etwas eintreten, dieses verstärkt.
    Für ein glückliches Leben gibt es also immer wieder Chancen, die eigene Haltung zu etwas zu verändern.

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  3. Hallo liebe Antje,
    Wow!! Toller Beitrag! Dieser Artikel rund um das Thema Glück hat mich gerade irgendwie gepackt. Vor allem die Glückseffekte zum Ende des Beitrags sin einfach genial. Weiter so!

    Vielen Dank und liebe Grüße
    Levi

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  4. Hallo Antje,

    vielen Dank für den tollen Beitrag!
    Es ist wirklich so, dass man Zufriedenheit ausstrahlt und somit auch ganz andere Menschen in sein Leben zieht. Auch im Job ist mir aufgefallen, dass die optimistischen Kollegen Erfolgreicher und bei den Kollegen beliebter sind.
    Weiter so und alles liebe!

    Schau doch gerne mal auf meinem Blog vorbei, ich freue mich riesig.

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