Selbstoptimierung

Selbstoptimierung - Antje Heimsoeth

Autor

Antje Heimsoeth

Datum

28. Feb 2018

Selbstoptimierung – Muss es immer noch besser sein?

Das Leben vom Ende her betrachten

Was möchtest du mal am Ende deines Lebens, das man über dich sagt? Es gibt beim Coaching ein Tool, die sogenannte „Grabrede“. Du kommst in eine Kirche und siehst: Ach, es ist ja deine eigene Beerdigung und im Programm liest du, dass drei Menschen eine Rede über dich halten werden. Das kann sein dein Chef, dein Partner, deine Freundin, eins deiner Kinder. Was möchtest du, dass diese Menschen über dich sagen?

Seine eigene Grabrede zu schreiben, ist eine spannende Technik. Lassen Sie sich beim Schreiben der eigenen Grabrede auf sich selbst, Ihre Wünsche und Bedürfnisse, aber auch auf Schmerzliches und Ihre Schattenseiten ein. Die eigene Grabrede zu schreiben, ist eine sehr wirkungsvolle Übung.

Was für eine Vision hast du? Wohin genau willst du? Was musst du jeden Tag tun, um deinem Ziel ein Stückchen näher zu kommen? Wenn ich junge Menschen frage, wohin die Reise in ihrem Leben gehen soll, dann kommen Wünsche wie gesund bleiben, viermal im Jahr Urlaub machen, ein schickes Auto fahren und sich ein Haus kaufen, den richtigen Partner, die richtige Partnerin finden, eine eigene gesunde Familie. Aber all das kommt halt nicht von alleine. Denn so einfach ist es noch nicht, dass jemand am nächsten Hauseck einen Koffer voller Geld abstellt und wir diesen nur mitnehmen müssen.
Ich bekomme im Moment den Eindruck, dass es so zwei Strömungen gibt in der Generation Y und Z. Zum einen das Thema Familie: Viele wollen heute nur vier Tage die Woche arbeiten und fragen schon zu Beginn ihres Berufslebens um einen Arbeitsplatz, wo sie nur 60 oder 80 Prozent der vollen Arbeitszeit leisten müssen. Zum Anderen nehme ich junge Menschen wahr, die wirklich Karriere machen wollen, erfolgreich sein wollen.

Wir müssen aufpassen, dass wir vor lauter Erfolg und Karriere nicht den hohen Preis bezahlen müssen, den Selbstoptimierung nach sich zieht.

Perfektionisten betreiben Selbstoptimierung

Ich war heute auf einem Kongress „Aus Fehlern lernen“ und auch hier gab es immer wieder zu hören, dass damit einhergeht, dass wir loslassen perfekt sein zu wollen. Auf dem Weg zum Flughafen lese ich dann auf Facebook, dass eine Facebook-Nutzerin schockiert sei darüber, dass in einem Seminarangebot zwei Kommafehler und ein Rechtschreibfehler drin waren. Sie hat wieder mal Perfektionismus erwartet. Da frage ich mich dann schon immer mal wieder: Um was geht es wirklich? Ich strebe schon auch nach Perfektionismus. Ich weiß aber auch darum, dass ich ein Buch zum Lektorieren geben kann, das ich selbst bezahle, der Verlag lektoriert das Buch dann noch mal, ich bekomme das Buch aus dem Druck und was prangt mir ins Auge: genau Fehler. Menschen machen ja nicht bewusst oder gewollt Rechtschreibfehler oder Kommafehler.

Zufriedenheit

Ja, es würden ganze Wirtschaftszweige wegfallen, wenn der Mensch endlich mit sich zufrieden wäre und sich nicht ständig selbst optimieren wollte. Ganz viele Wirtschaftszweige leben von dem Verkauf ihrer Produkte wie Diäten, Aloe Vera-Crèmes, Tinkturen, dem Lasern der Augen, dem Verlängern von Wimpern, Rüttelplatten, die dann dafür sorgen sollen, dass ich demnächst ein paar Kilos weniger auf die Waage bringe, Fitnessstudios, Musikschulen, Bioläden, Nahrungsergänzungsmittel usw. Auch meine Branche, die Coaching-Branche profitiert davon.

Was ist wirklich wichtig für uns und unsere Lebensplanung? Für mich braucht es für eine Karriere im Business unabdingbar Persönlichkeit, einen Charakter. Ich kann noch so viele Fähigkeiten und Talente haben, es wird einen Charakter nie ersetzen. Wir brauchen wieder mehr Unternehmer, die nicht ihr Unternehmen wegen Geld führen.

Apps zur Selbstoptimierung

Mal angenommen, sie gehören auch zu den Menschen, die mittlerweile ihre Schrittzahl pro Tag per App kontrollieren, die ihre Schlafqualität per App kontrollieren, die jeden Tag den angeblich gesunden Smoothie, der nur in einer bestimmten Zusammensetzung wirklich gesund ist, genießen, die ihr Leben durch Leistungsziele kontrollieren – wie fühlen Sie sich? Wie geht es Ihnen, wenn Sie bei diesen extremen Ernährungsgewohnheiten wie der veganen Ernährung mitmachen? Ich appelliere da eher an Ihr Körpergefühl, denn wenn Sie Schweinsbraten essen, ein kühles Bier dazu genießen und merken, dass Sie danach sehr müde werden, dann wissen Sie, dass das nicht das ideale Essen für Sie ist.

Beziehungsmanagement, Umfeld, Freunde

Viele Menschen vergessen bei all dem Selbstoptimierungswahn das Wichtigste in ihrem Leben, nämlich ihre Lieben, ihre Freunde, ihre Beziehungen, das, was uns wirklich glücklich macht und auch vor Stress schützt.

Wir haben heute auf dem Kongress darüber diskutiert, ob es sich nicht manchmal ausschließt, Karriere zu machen und eine eigene Familie zu haben, für die man eben auch mit einer gewissen Achtsamkeit da sein muss. Ich weiß nicht, ob es geht, wenn man jeden Tag seinen Job sehr engagiert ausübt, man häufiger bis 20:00 Uhr im Büro bleibt, anschließend noch (oder morgens vor der Arbeit) Sport im Fitnessstudio betreibt, dies dann noch in den Social Medias postet, um sich Bestätigung über die Social Medias abzuholen, ob man dann noch für die eigenen Kinder und die eigene Familie achtsam ist, ob man noch Muße und Zeit hat für ein gemeinsames Abendbrot ohne Handy und für die wichtige Sexualität in einer Beziehung.

Selbstreflexion

Wenn Sie abends im Bett liegen, was reflektieren Sie? Reflektieren Sie, ob Sie alle To-Dos auf ihrer Liste abgearbeitet haben, alle Telefonate getan, ob Sie genügend Vertragsabschlüsse gemacht haben, ob Sie Ihrem Wunschgewicht ein Stück näher gekommen sind? Oder reflektieren Sie die glücklichen Momente, für die Sie dankbar sein wollen und können? Und wie geht es Ihnen, wenn Sie realisieren, dass Sie heute mal nicht all den Anforderungen, die Sie selbst an sich haben oder andere an Sie haben, nachgekommen sind? Haben Sie dann Schuldgefühle, ein schlechtes Gewissen, Angst und verurteilen Sie sich selbst? Daher werden Sie sich Ihrer selbst bewusst, denn Bewusstsein ist immer der erste Schritt für eine Veränderung, wenn nötig, bzw. für Entscheidungen für das eine oder das andere. Was brauchen Sie, damit Sie nicht immer mit allen möglichen Modeerscheinungen, wie zum Beispiel vegane Ernährung mitgehen müssen? Auch „Achtsamkeit“ wird mittlerweile überstrapaziert. Vielleicht ist es doch wichtiger, die eigene Aufmerksamkeit wieder mehr nach innen zu richten, statt sich über Dinge im Außen zu definieren? Gönnen Sie sich das.

© Antje Heimsoeth

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