Stärkenorientierte Führung – wichtiger als je zuvor

Stärkenorientierte Führung - wichtiger als je zuvor - Antje Heimsoeth

Autor

Antje Heimsoeth

Datum

29. Mai 2019

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Die stärkenorientierte Führung – wichtig für jede Führungskraft

„Wird das Beste in uns angesprochen, antwortet das Beste in uns.“
Marcus Buckingham

Dreht sich Ihr Leben um die Optimierung und den systematischen Ausbau Ihrer Stärken und Talente? Oder um den Abbau Ihrer Schwächen, Blockaden und Bremsen? Glauben Sie, Sie hätten keine besonderen Stärken? Kennen Sie die Fähigkeiten und Stärken Ihrer Mitarbeiter? Was macht Ihre Mitarbeiter aus? Ist Ihnen die Wichtigkeit der stärkenorientierte Führung bewusst? Es ist ein Phänomen, das wir nicht nur aus der Arbeitswelt, sondern bereits aus der Schule, dem Sport, in der Partnerschaft und der Freizeit kennen: Unsere Gesellschaft ist überwiegend defizitorientiert. Meist geht es darum, Fehler zu reduzieren und Schwächen zu beheben. Was gut läuft, wird indes als selbstverständlich angesehen. Führungskräfte fokussieren meist auf Schwächen und Misserfolge im Umgang mit Mitarbeitern. Wen soll das motivieren?

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Stärkenorientierte Führung – Ein Beispiel aus meiner Coaching-Praxis:

Eine Führungskraft, im Dienst einer Tochterfirma einer großen deutschen Airline, berichtet, dass sie aufgrund von Unternehmensrichtlinien gezwungen war, einen Mitarbeiter, der 25 Jahre lang mit großem Einsatz fehlerfrei fürs Unternehmen tätig war, abmahnen musste. Der Grund: Der Mitarbeiter hatte eine Dichtung an einem Flugzeug falsch ausgewechselt. Der Führungskraft tat dies nach eigener Aussage sehr leid, denn es schien ihr nicht angemessen, mit der Abmahnung all jenes in den Hintergrund zu rücken, von dem das Unternehmen zuvor profitiert hatte. Keine Frage, es gibt Fehler, die so folgenschwer sind, dass sie einer Ahndung bedürfen. Doch bringt es uns weiter, wenn wir nur darauf fokussieren? Die Führungskräfte dieses Unternehmens hatten vor meinem Coaching ein Auswertungsgespräch mit ihren Vorgesetzten. Eine Führungskraft erzählte davon im Coaching: „Wir haben festgestellt, dass wir in vier Projekten einen wirklich guten Job gemacht hatten und es in einem Projekt nicht so gut läuft. Auf diesem Projekt wurde den restlichen Vormittag herumgeritten und die anderen vier Projekte gingen unter. Das frustriert mega!“

Selbstverständlich muss man Missstände hinterfragen, analysieren und nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen. Aber rechtfertigt diese Notwendigkeit, alles andere außer Acht zu lassen? Es nicht zu würdigen? Motivation funktioniert auf diese Weise nicht. In dem obigen Beispiel wurden satte 80 Prozent, auf die die Mitarbeiter stolz sein konnten, nicht gewürdigt, der Fokus lag auf den verbesserungswürdigen 20 Prozent. Dieses Vorgehen hat leider Methode. Die Erfahrung zeigt: Wenn ich Ihnen ein Flipchart mit sechs einfachen Rechnungen zeige (12 + 7 = 19, 4 + 3 = 7 etc. und 15 – 6 = 8), und Sie dann frage, ob Ihnen etwas auffällt, was werden Sie wohl antworten? In der Regel lautet die Antwort: „Da ist eine Rechnung falsch.“ Fast niemand wird sagen: „Da sind fünf Rechnungen richtig.“ Das Benennen von Defiziten kommt bei den meisten von uns an erster Stelle.

Für Sie als Chef gilt: Sichtbar machen, was bereits vorhanden ist und nicht nur jenes, was fehlt. Der Gallup-Forscher Marcus Buckingham und der Kompetenzfachmann Donald O. Clifton sagen dazu: „Wird der spezifische Wert eines Menschen erkannt, lässt sich der individuelle Weg zu Erfolg und Erfüllung im Tun gezielt fordern und fördern. […] Es ist an der Zeit, endlich aufzuhören mit dem irrigen und Leiden schaffenden Versuch, vor allem die Schwächen ausmerzen zu wollen, um auf diese Weise möglichst vielseitig verwendbare Durchschnittsmenschen zu generieren“ (Buckingham und Clifton, 2011). Buckingham und Clifton haben in einer umfassenden Gallup-Studie zwei Millionen (!) Beschäftigte aus verschiedensten Branchen und Hierarchieebenen zu ihren Stärken befragt – von der Führungskraft über den Pastor bis zum Zimmermädchen. Die Erkenntnis der beiden Forscher: Es wird Zeit zu akzeptieren, dass Mitarbeiter individuelle Talente haben, die für unterschiedliche Arbeitsweisen und Lösungsstrategien sorgen. Kurz gesagt: Es gibt nicht den einen „richtigen“ Weg zur Aufgabenerfüllung. Erkennen Sie als Führungskraft die Stärken Ihrer Mitarbeiter an und fördern Sie diese. Erinnern Sie als Chef in schwierigen Zeiten Ihr Team an die gemeinsam errungenen Erfolge. Nicht vergessen: Verteilen Sie die Jobs und Aufgaben so, dass sie zu den Menschen passen. Nur dann werden Höchstleistungen erzielt.

Die stärkenorientierte Führung macht vor Ihnen nicht Halt: Machen Sie sich bewusst, über welchen Schatz an Fähigkeiten, Begabungen, Talenten und positiven Eigenschaften Sie verfügen. Je bewusster Sie sich Ihres Potenzials sind, desto gezielter können Sie Ihre Stärken nutzen und beim Verfolgen Ihrer Ziele, Visionen oder Wünsche einsetzen. Der Einsatz Ihrer Stärken sorgt auch dafür, dass Sie zufriedener sind und trägt dazu bei, Aufgaben erfolgreich zu meistern. Das hilft beim beruflichen Vorankommen. Wer sich seinen Stärken zuwendet und um sie weiß, geht selbstsicher und selbstbewusst durchs Leben, steigert seinen Selbstwert, geht mental gestärkt an Herausforderungen heran.

Ihre Stärken sind das Fundament, auf dem Ihr Leben aufbaut. Je solider dieses Fundament ist, desto besser können Sie darauf bauen. Wenn das Fundament Ihr Lebenshaus tragen soll, braucht es einen stabilen Grund und langlebiges Material. Je fragiler die Konstruktion, desto größer ist die Einsturzgefahr.

Textausschnitt aus meinem Buch „Kopf gewinnt! Mit mentaler und emotionaler Stärke zu mehr Führungskompetenz“. SpringerGabler.

Verwendete Literatur:
Buckingham, M., Clifton, D. O. (2011) Entdecken Sie Ihre Stärken jetzt! Das Gallup-Prinzip für individuelle Entwicklung und erfolgreiche Führung. Campus, Frankfurt a. Main, S. 12.

Zum Weiterlesen – Thema stärkenorientierte Führung

Fehler – der ungeliebte Mentor des Erfolgs
Feedback geben: Feedback für die eigene Weiterentwicklung
Vertrieb: Reflexion statt Resignation – der gewinnbringende Umgang mit Niederlagen
Warum Aktives Zuhören ein entscheidendes Führungsinstrument ist

PS: Sie suchen mehr kostenlose Führungstipps? Dann schauen Sie mal bei meinem Podcast vorbei. Dort finden Sie mehr zum Thema mentale Stärke, Erfolgsfaktor Führungs-Persönlichkeit, Motivation, exzellente Führung, Selbstführung, Selbstmanagement und mentale Gesundheit (► Vortrag).

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Über die Autorin
Antje Heimsoeth
Ihre berufliche Laufbahn begann Sie als Geodätin. Heute gehört Sie als erfolgreiche Keynote Speakerin mit hunderten von Vorträgen und Expertin für Mentale Stärke, Motivation, Leadership, Erfolg, Selbstführung und Spitzenleistungen und zehnfache Buchautorin zu den bekanntesten, gefragten und einflussreichsten Mental Coaches von Spitzensportlern, Führungspersönlichkeiten, Vorständen, Spitzenmanagern, Unternehmern und Rednern. Sie wurde als „Vortragsrednerin des Jahres 2014“, mit dem Award „Erfolgreiche Unternehmerin 2016“, in 2019 mit Top 10 Trainer & Influencer und in 2017 mit TOP 100 Erfolgstrainer (durch das Magazin ERFOLG) ausgezeichnet. Bei Managern und Medien gilt sie als „renommierteste Motivationstrainerin Deutschlands“ (FOCUS).

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