Warum Vertrauen eben doch besser als Kontrolle ist!

Warum Vertrauen eben doch besser als Kontrolle ist! - Antje Heimsoeth

Autor

Antje Heimsoeth

Datum

29. Nov 2021

New Work, selbstorganisiertes Arbeiten, flache Hierarchien, Home-Office. Das klingt alles erst einmal nach „schöner heiler Welt“ und jeder Menge Vorschussvertrauen. Wider Erwarten – oder für einige gerade auch nicht – hält eine Mehrheit deutscher und österreichischer Führungskräfte laut einer Umfrage von 2020 es für nötig, Mitarbeiter regelmäßig zu kontrollieren. Ganze 77 % der für den Hernstein Management Report befragten Führungskräfte und Unternehmer stimmen überein. Gerade für die oberste Führungsebene ist der Umfrage zufolge Kontrolle besonders wichtig (vgl. Führungsstudie in managerSeminare 283 vom 17.09.2021). Ist es aber nicht viel sinnvoller, auf der Basis von Vertrauen, Wertschätzung und Respekt zu führen? Wirtschaftswissenschaftler Paul J. Zak zeigt in einem Gastbeitrag im Harvard Business Review auf, wie wertvoll Vertrauen für Unternehmen im Hinblick auf deren Mitarbeiter wirklich ist: 74 % weniger Stress, 106 % mehr Energie, 50 % höhere Produktivität, 76 % mehr Engagement oder 40 % weniger Burnout sind nur ein paar der erforschten Zahlen, die Zak in den Raum wirft. (vgl. https://hbr.org/2017/01/the-neuroscience-of-trust)

Vertrauen entscheidet: Vertrauen – der Schlüsselfaktor für den persönlichen Erfolg

Ohne Vertrauen ist alles nichts

Machen wir uns nichts vor: Wir kommen um Vertrauen nicht herum! Ob wir uns damit wohlfühlen oder nicht … Wir schließen Geschäfte auf Vertrauensbasis, wir tauschen Informationen aus, weil wir den anderen vertrauen (müssen), Kunden kaufen aus Vertrauen, erfolgreiche Führung gewinnt durch Vertrauen. Man könnte auch sagen: Vertrauen ist die Grundlage des Zusammenlebens und jeder Art von Erfolg. Die Herausforderungen der globalen, digitalen, vernetzten Welt können wir nicht alleine meistern. Deshalb ist Vertrauen in sich selbst UND in andere heute wichtiger denn je.

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Vertrauen ist der Kern von Erfolg

Stellen Sie sich mal vor, wie es wäre, wenn wir tatsächlich keinerlei Vertrauen hätten? Sie würden ständig zweifeln, an allem an- und letztlich verzweifeln. Zweifeln, ob der Wecker morgens klingelt und Sie aufweckt. Zweifeln, ob die Kaffeemaschine Sie mit einem wohltuenden heißen Getränk beglückt oder doch lieber einen Stromschlag zum Wachwerden verpasst. Zweifeln, ob das Auto anspringt und sich in Fahrt setzt, wenn Sie das Gaspedal treten. Zweifeln, ob Ihre Vorgesetzten Sie ernst nehmen, Kollegen oder Mitarbeiter die Aufgaben erfüllen, die Sie ihnen übertragen. Vertrauen ist der Kern von Erfolg, es fördert die Leistungsbereitschaft – oder kann andererseits Sie – und anderen in Ihrem Umfeld – völlig ausbremsen. Wird immer wieder angezweifelt, ob wir die geforderte Leistung auch erbringen, hätte niemand mehr Spaß an der Arbeit, von der Servicekraft bis hoch ins Management. Der Erfolg bliebe aus.

Vorschussvertrauen schenken

Neben der Sicherung des wirtschaftlichen Erfolgs kann Vertrauen aber noch viel mehr: Es macht Führung leichter und effizienter, es fördert das Miteinander im Team. Es soll deshalb Aufgabe eines jeden sein, der beruflich mit Menschen zu tun hat, tiefes Vertrauen aufzubauen. Doch immer seltener haben oder nehmen wir uns die nötige Zeit, um dieses Vertrauen lange aufzubauen. Sollten wir deshalb automatisch nicht vertrauen? Misstrauen aus Zeitmangel? „Unser Misstrauen kostet uns unendlich viel“ war der US-amerikanische Philosoph Ralph Waldo Emerson (1803-1882) überzeugt. Er soll Recht behalten, zu wenig Vertrauen wirkt zerstörerisch: Jedes Geschäft, jede Organisation, jede Beziehung, jede Freundschaft, jede Partnerschaft kann daran zugrunde gehen. Für ein erfolgreiches, erfülltes und glückliches Leben – ob im Privaten oder im Business – braucht es (Vorschuss-)Vertrauen.

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Vertrauen im Business wirkt multidirektional

Die Eigenschaft, Vertrauen zu schenken und aufbauen zu können, macht Menschen und mit ihnen ganze Unternehmen erfolgreicher. Es ist entscheidend, ob und inwieweit es gelingt, Vertrauen in einem Unternehmen fest zu etablieren. Eine gesunde Unternehmenskultur baut daher grundlegend auf Vertrauen auf und richtet sich danach aus. Die Wirkung ist multidirektional: Mitarbeiter verlassen sich auf die gelebten Werte, genießen das ihnen geschenkte Vertrauen. Im Gegenzug sind sie auch selbst eher in der Lage zu vertrauen – Kollegen, Vorgesetzten, anderen Abteilungen, Geschäftspartnern. Nicht zuletzt fördert gegenseitiges Vertrauen die Zusammenarbeit im Allgemeinen sowie die Kreativität im Speziellen: Wir denken offener, handeln flexibler und sind bereit, Wissen zu teilen sowie Veränderungen anzugehen.

Komplexität mit Vertrauen bewältigen

Wir leben in einer komplexen Welt. Technik soll helfen, Digitalisierung und Agilität, die Transformation in einer VUCA-Welt zu meistern; dabei macht sie Vieles nur noch komplizierter. Die zunehmende Komplexität macht es uns nicht unbedingt leichter, Vertrauen „einfach so“ zu schenken. Aber gerade das Vertrauen ist es, was es uns leichter macht, die Herausforderungen komplexer Zeiten zu bewältigen. Vertrauen Sie, verändert sich Ihr tägliches Wirken: Statt stur Projekte abzuwickeln, Kennzahlen zu erfüllen oder Abläufe zu kontrollieren, geht es um Menschen – und zwar jeden einzelnen – die zusammen Großes schaffen. Es geht nicht um einzelne Ergebnisse, nicht um die Steigerung des wirtschaftlichen Erfolgs um jeden Preis. Es dreht sich vielmehr um die Energie im gesamten Unternehmen.

Wir vertrauen IMMER Menschen

In ihren Definitionen unterscheiden Experten grundsätzlich, ob sie die Bedeutung von Vertrauen im zwischenmenschlichen Umgang oder im gesamtwirtschaftlichen Zusammenhang betrachten. Für mich sind beide Bereiche jedoch untrennbar verbunden: Es dreht sich immer um Menschen und deren (Vertrauens-)Beziehung zueinander und Interaktionen miteinander. Nicht Konzerne und Unternehmen kooperieren – es sind Menschen. Nicht Maschinen oder Roboter gehen eine Zusammenarbeit ein – es sind Menschen. Nicht Social-Media-Profile vernetzen sich – es sind Menschen. Und bei all unseren täglichen Herausforderungen im Business geht uns oftmals genau das verloren: Der Mensch – unsere Mitarbeiter, Vorgesetzten und Kollegen, aber auch wir selbst.

Vertrauen wir den Menschen und fangen bei uns selbst an! Indem wir das vorleben, was wir von unserem Gegenüber erwarten. Indem wir Vertrauen schenken und nicht Misstrauen hegen oder Kontrolle zelebrieren. Zugegeben: Vertrauen ist immer ein Risiko und Risiken verunsichern, sie erfordern Mut. Aber dieser Mut wird belohnt – nicht zuletzt mit 106 % mehr Energie, 50 % höherer Produktivität oder 76 % mehr Engagement (vgl. https://hbr.org/2017/01/the-neuroscience-of-trust). Vertrauen sichert den nachhaltigen Erfolg, wir kommen um Vertrauen nicht herum.

© Ihre Antje Heimsoeth

1 Kommentar

  1. Wie wahr, Vertrauen ist heute Mangelware. So wenig wie Vertrauen entgegen gebracht wird, verhält sich auch das Gegenüber.
    Vertrauen schenken erfordert Menschenkenntnis und bei vielen ist sie verloren gegangen oder erst gar nicht entwickelt

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