„Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel anders setzen.“
Aristoteles
Laden Sie alle sechs Monate oder zumindest einmal im Jahr ihre Mitarbeiter zu einem Team Workshop ein? Und reden als Führungskraft bzw. Teamleiter mit ihrem Team über ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt: ein gemeinsamen Wertesystem, das intern und extern in die Arbeit integriert wird. Und dann hoffentlich auch gelebt wird.
Lassen Sie Ihr Team selbst über seine Werte entscheiden, damit sich Ihre Mitarbeiter mit diesen Werten identifizieren können.
Werte: Warum ich das für so wichtig halte?
Was nutzt Ihnen das Wissen um Werte? Wie können wir Werte für die Kommunikation und unser Handeln nutzen? Warum tun Menschen das, was sie tun? Woran erkenne ich oder erkennen andere Werte? Lassen sich Werte entwickeln und steuern?
Im Unternehmenskontext hat Wertearbeit eine große Bedeutung. Sie und Ihre Mitarbeiter sind Teil eines Unternehmens, das in der Regel eine Wertekultur geschaffen hat. Werte stifte Identität. Unternehmenswerte geben Orientierung für unser tägliches Handeln und den Umgang mit Kollegen, Kunden und Partnern, bestimmen unser tägliches Arbeiten, steigern die Effizienz, „regulieren unser Verhalten“ (Kahn, 2008), bilden die Grundlage der Zusammenarbeit und sorgen für Zusammenhalt. Werte sind recht stabile Orientierungspunkte im Leben eines Menschen. Wer Mitarbeiter erreichen oder gar motivieren möchte, braucht Kenntnis von deren Werten, davon, was die Mitarbeiter bewegt. Wenn wir um ihre Werte wissen, können wir motivierende Arbeitsbedingungen schaffen. „Wird ein Mitarbeiter ohne Werteorientierung geführt, kann auch er auf Dauer weder gesund noch zufrieden bleiben, weil die Voraussetzungen nicht stimmen. Seine Werte und somit seine inneren Motivatoren werden sprichwörtlich mit Füßen getreten. Er kündigt innerlich, bringt nicht mehr die Leistung, die von ihm erwartet wird, und wird das Unternehmen verlassen (müssen)“ (Krumm, 2014).
Die Probleme unserer Zeit sind oftmals die Folge nicht gelebter Werte. „Werteorientiert führen heißt, nicht nur die eigenen Werte zu kennen (Führungskräfteleitbild), sondern auch die des Unternehmens (Unternehmensleitbild), der Mitarbeiter (Mitarbeiterleitbild) und der Kunden bzw. des Markts“ (Bär et al., 2010). Denn jeder von uns hat seine persönlichen Werte, die unser Denken und Handeln prägen. Ein persönlicher Wert ist etwas, was für mich gut ist, was mich angeht, woran mein Herz hängt. Werte sind das, was wir für lebenswert halten. Werte bestimmen die Bedingungen, unter denen es gut für uns ist, zu leben. Werte lösen Gefühle in uns aus.
Der ehemalige Hockeynationaltrainer Bernhard Peters brachte zur Vorbereitung der WM 2006 seine Spieler dazu, ein Leitbild für die WM zu entwickeln, das die Werte des Teams widerspiegelte. Sie entschieden sich für einen „gefräßigen, torhungrigen Adler“ und gaben sich als Mannschaft den Namen „Honama, kurz für HOckeyNAtionalMAnnschaft […] Das Tier und seine Eigenschaften begleiteten uns auf all unseren Trainingsklamotten, Taschen, T-Shirts und Kappen“ (Peters, 2012). Dieses Vorgehen trug wesentlich zur Identitätsbildung des Teams bei: Das Team hatte dieses Leitbild selbst geschaffen, die repräsentierten Werte und Eigenschaften entsprachen dem, was die Spieler mit der WM, dem gemeinsamen Ziel, verknüpften. Diese totale Identifikation ist Motivation pur.
Sie sind die Leitlinien, die bewusst und unbewusst steuern, wie wir uns entscheiden. Werte sind Grundlagen unserer Entscheidungen: mit wem wir befreundet sind, wen wir lieben, welche politische Richtung wir unterstützen, die Art und Weise, wie wir mit Kindern umgehen, wie wir unsere Arbeit machen und wie wir uns kleiden. Werte verleihen unserer Existenz Sinn und Bedeutung. Werte bewegen, motivieren und bilden den ethischen Rahmen; sie sind Teil der eigenen Identität. Die Werte eines anderen zu erkennen und zu respektieren, kann zu einer besseren Beziehung führen und ermöglicht es mir, den anderen zu motivieren. Es sind die Werte, die Kraft und Klarheit einer Führungskraft ausmachen. In der Regel sind sich die meisten Menschen ihrer Werte und der Quellen ihrer Werte nicht bewusst.
Werden unsere Werte missachtet, fühlen wir uns verletzt. Konflikte mit eigenen Werten oder den Werten anderer (Familie/Arbeit) können zu Belastungen und schließlich auch zu Krankheit führen. Werteverlust macht Angst und erzeugt Abwehrmechanismen wie Aggression und Regression.
Aus: Antje Heimsoeth. Kopf gewinnt: Der Weg zu mentaler und emotionaler Führungsstärke. SpringerGabler, S. 176 – 177
Gerade, wenn Unternehmen stark wachsen, ist es wichtig, das ganze Team neu abzuholen und gemeinsam mit jedem Mitarbeiter eine neue Unternehmenskultur zu erarbeiten.
Wie finden wir unsere Werte?
Der Workshop beginnt mit einem Input zum Thema Werte und der Aufgabe: Jeder Einzelne schreibt seine Werte auf, der ihm oder ihr wichtig ist – privat, beruflich und für die Zusammenarbeit im Team. Frei von der Position im Unternehmen und irgendwelchen Hierarchien.
Hilfreich sind dabei folgende Fragen:
- Was sollten wir öfter tun? Wie sollten wir öfter handeln?
- Was sollten wir seltener oder gar nicht mehr tun? Wie sollten wir nicht mehr handeln?
- Was sollten wir beginnen zu tun? WIE sollten wir beginnen zu handeln?
Weitere Fragen finden Sie in der pdf zum Download.
Es wird ganz intensiv darüber gesprochen, was diese Werte wirklich für das Team bedeuten. Die Werte werden definiert, damit alle unter den verschiedenen Werten dasselbe verstehen. Eventuell müssen Begrifflichkeiten später noch angepasst werden.
Finden Sie konkrete sinnvolle Beispiele für die Werte.
Das im Workshop erarbeitete Werterad wird am Ende des Workshops von allen unterschrieben, um Verbindlichkeit und Commitment zu erzeugen.
Ferner lasse ich Werte-Collagen erstellen. Jeder Wert wird anhand von Bildern und Sprüchen auf einem DIN 4 Blatt (gerne auch größer) dargestellt. Meine Erfahrung: Sind diese Wertecollagen für jeden einzelnen Wert fertig, herrscht im Team Klarheit darüber, was sie unter jedem einzelne Wert verstehen.
Werte geben dem Team Orientierung
Wie geht das Team mit diesen erarbeiteten Werten um? Die Werte-Collagen werden in den Büros an die Wände gehangen. So sind sie für alle gut sichtbar.
Zusätzlich kann man Postkarten oder Tischkarten anfertigen. Ein Team hat mal einen Kalender mit den zwölf Kernbotschaften gestaltet und jeden Monat den Fokus besonders stark auf ein Thema gelegt.
Werte müssen auch in Bewerber-Interviews, Stellenausschreibungen, Retrospektiven etc. etabliert werden.
Veränderung geht nicht von heut auf morgen
Veränderung braucht immer Zeit. Manch ein Mitarbeiter braucht vielleicht ein bisschen länger.
Fazit
Ihr Team hat nach einem solchen Workshop seine Werte für sich selbst erarbeitet. Die Wertevorstellungen der Teammitglieder (und des Managements) können sich zu Beginn des Workshops relativ stark unterscheiden.
Wann erarbeiten Sie Ihre Werte gemeinsam mit dem Team? Ich begleite Sie gerne dabei.
Verwendete Literatur
Bär, M., Krumm, R., Wiehle, H. (2010) Unternehmen verstehen, gestalten, verändern. Das Graves Value System in der Praxis. Gabler, Wiesbaden.
Kahn, O. (2008) Ich. Erfolg kommt von innen. Riva, München, S. 109.
Krumm, R. (2014) Erfolg durch werteorientierte Führung. In: Seiwert, L. (Hrsg.) Die besten Ideen für erfolgreiche Führung: Erfolgreiche Speaker verraten ihre besten Konzepte und geben Impulse für die Praxis. Gabal, Offenbach, S. 35-43.
Peters, B. et al (2012) Führungsspiel. Ariston, München, S. 112-115; 129; 203; 239.
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Über die Autorin
Antje Heimsoeth
Ihre berufliche Laufbahn begann Sie als Geodätin. Heute gehört Sie als erfolgreiche Keynote Speakerin mit hunderten von Vorträgen und Expertin für Mentale Stärke, Motivation, Leadership, Erfolg, Selbstführung und Spitzenleistungen und zehnfache Buchautorin zu den bekanntesten, gefragten und einflussreichsten Mental Coaches von Spitzensportlern, Führungspersönlichkeiten, Vorständen, Spitzenmanagern, Unternehmern und Rednern. Sie wurde als „Vortragsrednerin des Jahres 2014“, mit dem Award „Erfolgreiche Unternehmerin 2016“, in 2019 mit Top 10 Trainer & Influencer und in 2017 mit TOP 100 Erfolgstrainer (durch das Magazin ERFOLG) ausgezeichnet. Bei Managern und Medien gilt sie als „renommierteste Motivationstrainerin Deutschlands“ (FOCUS).
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