Burnout in unserer Arbeitswelt

Burnout in unserer Arbeitswelt

Autor

Antje Heimsoeth

Datum

04. Mrz 2024

Kategorien

37 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland fühlen sich ausgebrannt!

Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit liegt bei 34,7 Stunden.

Die Erhebung stammt vom Statistischen Bundesamt (und ist natürlich nicht wirklich aussagekräftig). Hier mal der Link.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-3/woechentliche-arbeitszeitl.html

Abhängig von der Quelle ist die relative Anzahl der Betroffenen sogar noch größer.
Der Global Leadership Forecast 2023 schreibt beispielsweise über Führungskräfte:
„Signs of burnout are growing among leaders, with 72% reporting that they often feel used up at the end of the day, an increase from 60% in 2020. Additionally, leaders are deeply concerned about burnout on their teams, with only 15% feeling prepared to prevent employee burnout.“
https://www.ddiworld.com/global-leadership-forecast-2023
Das zeigt, Burnout geht durch alle Hierarchieebenen.

Wir lesen allenthalben, dass es an toxischer Arbeitsumgebung, hoher Arbeitsbelastung, unklaren Rollenverständnissen, ständiger Erreichbarkeit, schlechten Führungskräften, Druck im Unternehmen, Belastungen im privaten Umfeld, inneren Konflikten oder VUCA-Welt liegt.

Ich gebe zu Bedenken:
Wir haben heute so viel Zeitwohlstand wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit.
Wir haben noch nie so wenig gearbeitet wie heute, und noch nie waren wir dabei so erschöpft.

Lesen Sie dazu auch: 4-Tage-Woche – Ist der Lockruf weniger Arbeit eine tragfähige Lösung?

Es ist wenig hilfreich, über Rahmenbedingungen zu klagen. Wir haben weltweit den höchsten Lebensstandard aller Zeiten und klagen trotzdem unablässig. Wir haben es selbst in der Hand, das Handy und den Tsunami negativer Nachrichten abzuschalten, Effektivität vor Effizienz zu setzen, Nein zu Dingen zu sagen, die uns ablenken, auf Stärken statt Schwächen zu fokussieren, negative Gedanken durch positive zu ersetzen – kurz gesagt, uns selbst zu führen, bevor wir uns führen lassen.

Weiterlesen: Tipps für Selbstfürsorge im Alltag

Wenn wir mit dem „Pistolenfinger“ auf unseren Arbeitgeber zeigen dürfen wir nicht vergessen, dass drei Finger auf uns selbst zurück zeigen.
Das ist keine Absolution für Arbeitgeber. Diese haben ihren Anteil und stellen einen Faktor in der Burnout-Gleichung dar. Arbeitsbedingungen und besonders Führung können das Risiko Burnout begünstigen oder verringern.

Digitaler Burnout: Zu viel Handy, Social Media und Streaming.
Du setzt dich selbst unter Stress, wenn du auf Linkedin, Facebook, Pinterest, Tiktok, Instagram, Threads und Twitter unterwegs bist. Da kann schon mal der halbe Tag rum sein.
Posten, lesen, lachen, wieder posten, lesen, lachen. Aber die andere Arbeit macht sich eben nicht von selbst.
Wenn du einen 8h-Tag hast, kannst du nicht zwei Stunden am Handy sitzen. Wenn doch, leidet deine Arbeit.
Wenn du Familie hast und die Zeit wiederum am Handy verbringst, schaffst du weder Haushalt noch Familienleben.
Wenn ich die Online-Zeit wegdenke, habe ich deutlich mehr Zeit für andere Dinge.
Selbstkontrolle ist hier das Stichwort.

Es gibt ein schönes Zitat, das Konfuzius zugeschrieben wird:
„Derjenige, der zwei Hasen gleichzeitig jagt, wird keinen davon fangen.“ Wir können (und müssen) uns entscheiden, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten.

Burnout in unserer Arbeitswelt

Burnout Faktoren – Woher der Burnout kommt
These: Wir haben 4.000 Wochen zu leben und versuchen in diese Zeit so viel wie möglich reinzupacken. Jede neue Errungenschaft von der Waschmaschine über ChatGPT „schenkt“ uns eigentlich Zeit, wir versuchen aber noch mehr in den Alltag zu packen. Wir sind nie fertig mit den Dingen sondern wollen immer mehr – mehr Geld, mehr Status, mehr Karriere. Ich versuche hingegen Zeit bewusst zu genießen. Im Hier und jetzt zu sein und nicht schon dem nächsten To Do hinterher zu denken. Das können die wenigsten. 

Aus meiner Sicht ist das Thema Burnout eng mit dem fehlenden Ausgleich verbunden. Um – auf der einen Seite – mit Kraft, Energie und Leidenschaft unseren Beruf nachzugehen, braucht es – auf der anderen Seite – auch Ruhe, Erholung und Selbstfürsorge. Ohne diesen Ausgleich ermüdet jedes System, jede Batterie und eben auch wir Menschen. Viele erlauben sich nicht die nötige Ruhe und Erholung. Stattdessen wird mit dem vollen Terminkalender und „keine Zeit für …“ auch immer ein bisschen die Wichtigkeit der eigenen Person hervorgehoben.

Den Punkt „Isolation“ finde ich wichtig. Vereinsamung, Vereinzelung, die Notwendigkeit (oder manchmal auch nur das Gefühl) alles selbst und alleine machen zu müssen – das hat eine erschöpfende Wirkung, denn alles ist einfach zu viel, für jeden.

People Pleasing
Es ist vermutlich „normal“ dass man „dazu gehören“ will und man andere nicht enttäuschen oder gar vor den Kopf stoßen will, wenn man „nein“ sagt, weil es einem zu viel ist noch eine Aufgabe zu übernehmen. Wir dürfen lernen, auch auf uns selbst zu achten und für uns und unsere Bedürfnisse einzustehen. Das mag vielleicht manchmal egoistisch rüber kommen, aber nur wenn man selbst gut für sich sorgt, ist man auch dauerhaft leistungsfähig und kann im Best Case auch mal zusätzlich aushelfen.

Weitere Ursachen für Burnout:

  • Wir machen uns eher stressverstärkende Gedanken als stressreduzierende.
    Weiterlesen: Stress ist auch eine Frage der Haltung
  • Sofortness-Erwartungen
  • Perfektionismus
  • Wenig bis keinen Humor
  • Informations-Tsunami auf allen Kanälen
  • Fomo (Weiterlesen >>)
  • Fehlende Wertschätzung bei der Arbeit (Blogartikel Mangelware Wertschätzung)
  • Fehlende Emotionale Intelligenz
  • Innere Antreiber und Glaubenssätze (nie genug zu sein, seinen Selbstwert an Leistung knüpfen, Angst vor schlechter Bewertung o. ä., wenn man mal Nein sagt oder früher Feierabend macht (um sich um seine Körperliche und Mentale Gesundheit zu kümmern!))
  • dauerhaft über der eigenen Leistungsgrenze arbeiten (was eventuell schon damit beginnt, über Jahre hinweg gegen den eigenen Biorhythmus zu arbeiten)
  • Die immer schnellere Informationsverbreitung und damit geforderte -Verarbeitung.
  • Arbeitsverdichtung – in immer weniger Zeit immer mehr erledigen müssen.
  • Viele Betriebe haben zwar offiziell die 35-Stunden-Woche, gearbeitet wird aber weit mehr. Überstunden sind an der Tagesordnung.
  • Arbeitskräfte in Teilzeit müssen besonders viel erledigen, oft reicht die Teilzeit dafür gar nicht aus.
  • Manche sind auf einer Stelle „gefangen“ und können sich nicht weiterentwickeln, finden aber auch nichts anderes oder haben nicht die Kraft dafür, danach zu suchen.
  • Ein Trainerkollege sagt, Burnout käme nicht von zuviel Arbeit, sondern dann, wenn inneres und äußeres Tun nicht übereinstimmen. Und ich stimme ihm 💯
  • Meine Theorie, Überzeugung und Erfahrung: Es läuft oft auf die eigenen Werte hinaus, die nicht mit denen des Unternehmens vereinbar sind (Wertekonflikt).
  • Weil Menschen sich als Konkurrenten und nicht als Weggefährten betrachten.
  • Weil wir es verlernt haben auf unsere Intuition zu hören.
  • Weil das Smartphone wichtiger ist, als das gegenseitig verbindende Gespräch untereinander.
  • Weil die moderne Welt dafür sorgt, dass niemand niemanden mehr wirklich braucht (zumindest vorgespiegelt wird, es wäre so).
  • Weil der Neid und Missgunst uns plagen.
  • Ich beobachte, dass es die ungeklärten Erwartungen an sich selbst, an andere und allgemein an die Vorstellung des eigenen Lebens sind. Und diese Un-Klarheit führt zu einem Gefühl der Leere und Missmut, in einer Welt, in der man rein theoretisch alles haben könnte und gestalten könnte.
  • Wenn eigene Glaubenssätze eine gute Work-Life-Balance verhindern,
  • Wenn die berufliche Rolle nicht mit eigenen Stärken und Kompetenzen übereinstimmt.

Tipps zur Burnout-Prävention

  1. Es gilt erst mal zu lernen mit sich in Kontakt zu kommen. Die eigenen Bedürfnisse spüren zu lernen und sie als Aufforderung zum Handeln zu verstehen. Dann entsteht Eigenverantwortung. Aus dieser heraus können wir bewusste Entscheidungen treffen. So kann das eigene Leben gestaltet werden.
  2. Grenzen setzen:
    Lassen Sie sich Ihre Prioritäten nicht von anderen diktieren. Denken Sie daran, dass der gegenseitige Respekt vor Grenzen wichtig ist.
  3. Beseitigen Sie kognitive Ablenkungen:
    Reduzieren Sie geistiges Durcheinander für mehr Klarheit, Konzentration, Fokus und Bewusstsein.
  4. Priorisieren Sie Entspannung:
    Stressfreie Freizeit in der freien Zeit sind das A und O.
  5. Schlafen Sie ausreichend:
    Schlafmangel wirkt sich mehr auf die Führungs- und Arbeitsplatzdynamik aus, als Sie denken!
Weiterlesen: Mentale und physische Vorteile einer erholsamen Nacht
  1. Steigern Sie das soziale Wohlbefinden.
  2. Machen Sie sich Achtsamkeit zu eigen:
    Bewusstsein, Achtsamkeit, Selbstreflexion – das sind ganz wertvolle und wichtige Fähigkeiten, die wir nutzen können, um gesund und zufrieden durchs Leben zu gehen.

 

Burnout in unserer Arbeitswelt

Harvard-Forscher schlagen vor, dass Sie Achtsamkeit oder Yoga 15 Minuten pro Tag praktizieren, um so Burnout- und Stresssymptome zu reduzieren.

Das Praktizieren von Dankbarkeit und Meditation kann viel verändern.

Weiterlesen: 7 Gründe, warum Dankbarkeit sich lohnt
  1. Wir sind selbst in der Verantwortung, „Nein“ zu sagen und uns selbst zu führen.
    Das ist nicht immer einfach, aber wertvoll, um ein gesundes, zufriedenes und erfolgreiches Leben zu führen.

Weitere Tipps finden Sie im Blogartikel „Tipps zur Burnout-Prävention: Wenn die empfundene Last zu schwer wird“.

➡ Mehr zum Thema Burnout Prävention in der Ausbildung zum Stress- und Resilienz Coach: https://www.heimsoeth-academy.com/mental/ausbildung-zum-resilienz-coach/
➡ Seminar Gesund führen
➡ Seminar Selbstführung

 

 

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