Du hast jahrelang darauf hingearbeitet – es ist endlich soweit – sie sind Führungskraft geworden. Im Folgenden ein paar „Regeln“ und Impulse, damit Deine Mitarbeiter sich wohlfühlen, Spaß an ihren Aufgaben haben und die gewünschte Leistung bringen. Die folgenden Fehler solltest du vermeiden.
Misstrauen
Schon Ralph Waldo Emerson war davon überzeugt „Unser Misstrauen kostet uns unendlich viel.“ Ich stimme ihm kompromisslos zu: Misstrauen kann jedes Geschäft, jede Organisation, jede Beziehung, jede Freundschaft, jede Partnerschaft zerstören. Haben Menschen auch nur zu wenig Vertrauen, entstehen Reibungsverluste, die, wenn auch nicht sofort, so doch auf lange Frist ebenfalls zerstörerisch wirken. Für ein erfolgreiches, erfülltes und glückliches Leben braucht es Vertrauen, soviel steht fest. Weitaus dramatischer formuliert es der Autor David Horsager: „In unserem 21. Jahrhundert wird gegenseitiges Vertrauen zu einer der knappsten Ressourcen der Welt.“ In seinem Buch bezeichnet er Vertrauen gar als „Die Währung von morgen“ und schreibt: „Je geringer das Vertrauen entwickelt ist, umso mehr Zeit braucht man für alles, umso teurer wird es und umso weniger loyal verhalten sich die Beteiligten untereinander. Je größer das Vertrauen ist, umso mehr Innovation, Kreativität, Freiheit, Kampfgeist und Fleiß bringen die Beteiligten auf. … Vertrauen ist notwendige Voraussetzung für gute Freundschaften, Familienleben, Firmenkultur.“
Literatur: Horsager, D. (2013), Vertrauen – die Währung von morgen. books4success Börsenmedien AG, Kulmbach. S. 14
Sich auf die Führungskraft nicht verlassen können
Dr. Winfried Prost, Kommunikations- und Persönlichkeitsphilosoph und Coach sowie Leiter der Akademie für Ganzheitliche Führung in Köln, gibt in einem Interview für den Kölner Stadt-Anzeiger zum Thema „Warum Vertrauen so wichtig ist“ einen klaren Rat: „Wenn man sein Gegenüber beispielsweise erfahren lässt, dass er sich auf einen auch in kleinen Dingen verlassen kann. Wenn man jemandem das Gefühl vermittelt, dass man selbst etwas haben und ihm etwas nehmen will, wird er einem nicht vertrauen. Umgekehrt kann man ihm mit Großzügigkeit – wenn man ihm also vielleicht sogar etwas mehr gibt, als er erwarten kann – ein gutes Zeichen für Vertrauen setzen.“
Quelle: Horstmann, A. (2013), Interview. Warum Vertrauen so wichtig ist, https://www.ksta.de/ratgeber/gesundheit/interview-warum-vertrauen-so-wichtig-ist-4029530, 09.04.2013.
Kontrollzwang
Wer misstrauisch ist, braucht sich nicht wundern, wenn ihm Misstrauen zurückschlägt. Oft äußert sich dieses Misstrauen bei Führungskräften durch erhöhte Kontrollen, ja einem regelrechten Kontrollzwang. Anstatt loszulassen, wollen diese Führungskräfte dem Ganzen nach wie vor „ihren Stempel“ aufdrücken. Keine gute Basis, um Vertrauen aufzubauen und zu erhalten.
Konkurrenzdenken
Ja, wir leben in einer Welt, die geprägt ist von Konkurrenzdenken. Das Ich hat oft Vorrang und die Ellenbogenmentalität ist weit verbreitet. Dabei schaffen wir gemeinsam doch so viel mehr – vor allen Dingen eines: Vertrauen.
Machen Sie sich bewusst: Sie stehen nicht in Konkurrenz mit Ihren Mitarbeitern. Ganz im Gegenteil! Seien Sie froh um jeden, der mehr weiß und kann als Sie!
Vorschnelle Urteile
Wir alle haben Schubladen im Kopf, in die wir oftmals viel zu schnell andere Menschen hineinstecken. Der sieht aus wie …, also ist er bestimmt auch so! Die hat ja noch nie etwas auf die Reihe gekriegt! In dem Team geht es immer drunter und drüber!
Machen Sie sich bewusst: Nichts gilt für immer und ewig. Menschen können sich ändern und müssen sich ändern dürfen!
Übertriebener Perfektionismus
Es gibt heutzutage einen regelrechten Optimierungswahn. Wir sollen immer noch besser, schneller, effektiver – was-weiß-ich-noch-alles – werden. Die Folge kennen wir alle: Burnout und Depressionen, weil Menschen das Gefühl haben, nicht mehr zu genügen.
Machen Sie sich bewusst: Wenn Sie Vertrauen in Ihre Mitarbeiter haben, können Sie gemeinsam einem übertriebenen Perfektionismus abschwören. Es lohnt sich!
Inkongruent sein
Im Gespräch mit anderen Menschen haben wir oft nur so ein Gefühl, dass da etwas nicht stimmt. Unser Gegenüber sagt etwas, doch so recht wollen wir ihm das nicht glauben. Was ist passiert? Ganz einfach: Scheinbar passen die verbalen und nonverbalen Signale irgendwie nicht ganz zusammen.
Machen Sie sich bewusst: Je kongruenter Sie als Führungskraft auftreten, je übereinstimmender das ist, was Sie sagen, wie Sie es sagen, wie Sie es über Ihren Körper ausdrücken und dann natürlich auch tun, umso eher sind Mitarbeiter bereit, Ihnen zu vertrauen!
Nachtragend sein
Menschen machen Fehler, Mitarbeiter genauso wie Führungskräfte. Manchmal passiert einfach Mist, man verhält sich Menschen gegenüber nicht so, wie es sein sollte, Projekte laufen aus dem Ruder und Kunden sind enttäuscht. Die Folge sind Konflikte, die Sie im Idealfall fair lösen.
Machen Sie sich bewusst: Erfolgreiche Führungskräfte zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie eine optimistische Grundhaltung einnehmen. Und damit lassen sich Fehler besser verarbeiten. Schließlich beweist ein Fehler letztlich auch, dass Mitarbeiter sich getraut haben zu handeln, eine Entscheidung getroffen haben, statt zu hadern und zu zaudern. Schon Albert Schweitzer wusste: „Unsere Fehlschläge sind lehrreicher als unsere Erfolge.“
Kein richtiges Zuhören
Du hörst nicht richtig zu. Laut Stephen Covey gehört Zuhören „zu den Verhaltensweisen, bei denen Charakter und Kompetenz fast zu gleichen Teilen erforderlich sind. (…) Es geht darum, sich aufrichtig zu bemühen, die Gedanken, Gefühle und den Standpunkt des anderen zu verstehen. Es bedeutet aber auch, dass wir zuhören, bevor wir versuchen, uns ein Urteil zu bilden, den anderen zu beeinflussen oder ihm Ratschläge zu geben.“
Raus aus dem Sendemodus, gehen Sie auf Empfang!
Jede zweite Führungskraft investiert maximal eine Stunde pro Woche, um sich mit Mitarbeitern persönlich auszutauschen, bei jeder vierten ist es sogar weniger als eine halbe Stunde laut einer Umfrage von The Alternative Board (TAB). Dabei sind 91 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass es wichtig sei, bei grundlegenden Entscheidungen die Einschätzungen und Wünsche von Mitarbeitern zu berücksichtigen. Doch diese lassen sich eben vor allem durchs persönliche Gespräch ermitteln – und daran mangelt es in deutschen Büros und Werkhallen. Fehlender Austausch und mangelhaftes Zuhören können fatale Folgen haben: Mehr als die Hälfte der 600 mittelständischen TAB-Unternehmer gab zu, verlustreiche Fehlentscheidungen getroffen zu haben, weil sie Mitarbeitern nicht zugehört hatten.
Literatur: Covey, S. M. R., Merrill, R. R. (2018), Schnelligkeit durch Vertrauen. Die unterschätzte ökonomische Macht, GABAL, Offenbach.
Weiterlesen: Warum Aktives Zuhören ein entscheidendes Führungsinstrument ist
Literatur
Textauszüge aus meinem Buch „Vertrauen entscheidet“
In meinem Buch „Vertrauen entscheidet. Die vergessene Basis der Führung“ zeige ich auf, dass Vertrauen die Basis dafür ist, dass Unternehmen agil werden und wirken können. Das gelingt nur, wenn Führungskräfte bereit sind, Verantwortung abzugeben – und Mitarbeiter bereit sind, Verantwortung zu übernehmen – gegenseitiges Vertrauen vorausgesetzt. Wie diese positive Spirale in Gang kommt, darüber berichten im Buch neben zahlreichen Experten und Wissenschaftlern auch elf Unternehmer, Trainer, Vorstände und Spitzensportler. Sie erläutern, was sie unter Vertrauen verstehen und warum ihrer Meinung nach Vertrauen so wichtig ist (im Beruf, in Unternehmen, in der Wirtschaft, im Sport). Anhand eigener Erlebnisse erzählen sie, wie man erkennt, ob man jemanden vertrauen kann, welche Bedingungen die Entwicklung von Vertrauen begünstigen und welche Erfahrungen sie gemacht haben, wenn ein Vertrauensverhältnis zerstört wurde. Von wesentlichen Grundlagen, Vertrauen und Misstrauen in der Führung, wie dieses Vertrauen aufgebaut werden kann, bis hin zum Selbstvertrauen sowie den Einzelaspekten Vertrauen und Dankbarkeit, Vertrauen und Wertschätzung erhalten Leser zahlreiche Hintergrundaspekte, interessante Perspektiven und wertvolle Ansätze für den eigenen Alltag: https://antje-heimsoeth.com/shop-buecher-und-mehr/buch-vertrauen-entscheidet/
Über die Autorin
Antje Heimsoeth ist eine der bekanntesten Mental Coaches im deutschsprachigen Raum. Sie ist „Deutschlands renommierteste Motivationstrainerin“ (FOCUS), „Vortragsrednerin des Jahres 2014“, „Top 10 Trainer & Influencer“ (Magazin ERFOLG) und Expertin zu den Themen mentale und emotionale Stärke, Motivation und Selbstführung. Ihr Know-how beruht auf Praxiserfahrungen, die durch wissenschaftliche Impulse stets untermauert werden. Mit „Vertrauen entscheidet. Die vergesse Basis der Führung“ hat sie ein Fachbuch zu einem wichtigen Thema und Erfolgsfaktur unserer Zeit herausgebracht. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Selbstvertrauen und Führung sind diesem Werk bereits vorangegangen. Mehr Infos unter http://www.antje-heimsoeth.com oder www.heimsoeth-academy.com.
0 Kommentare