Wechsel in der Führung – Was Sie beim Wechsel beachten sollten!

Wechsel in der Führung - Was Sie beim Wechsel beachten sollten! - Antje Heimsoeth

Autor

Antje Heimsoeth

Datum

07. Mrz 2018

Kategorien

Gestern Abend „durfte“ ich nach einem Streitgespräch mit einem Bekannten nachspüren, wie es sich anfühlt, wenn man mit Schuldzuweisungen belegt wird. Schuldzuweisungen führen im Business wie im Sport, vor allem im Fußball, oftmals zur Entlassung der Führungskraft bzw. des Trainers. Ein neuer Vereinstrainer bzw. ein neuer Chef soll dann das Team wieder zu Top-Performance führen.

In Deutschland hinken wir in meinen Augen in einigen Bereichen anderen Ländern auf dieser Welt hinterher. Wenn ich morgens am Rosenheimer Bahnhof vorbeifahre, wo ein neuer Busbahnhof entsteht und sehe, wie lange die Fertigstellung dieses Busbahnhofs dauert, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Oder das berühmte Chaos um den Bau und die Planung des Berliner Flughafens, die holprige Einführung der Digitalisierung in den Unternehmen – andere Länder sind hier wesentlich weiter -, auch das Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement. Hier haben noch längst nicht alle Unternehmen das Thema Gesundheit in den Fokus der Führungskräfte und Mitarbeiter gerückt. Es gibt noch genug Unternehmen, die jetzt erst damit beginnen ihre Führungskräfte mit dem Thema „Gesund Führen“ zu konfrontieren.

Schuldige sind natürlich für solch blamable Projekte schnell gefunden. Wenn man die Kommentare in den Social Media liest, müssen meist die Politiker dafür herhalten. Ich lese immer wieder. „Die meisten Politiker sind Lügner, Blender, Schwätzer, Reformverweigerer, selbstverliebt, unseriös“ und weitere Plattheiten.
Gierige Vorstände werden als Schuldige abgestempelt. Nur: Was ändert das? Spannender wäre sich doch zu fragen: Was könnte ich denn selbst dazu beitragen, dass ich sich das ein oder andere ändert? Wie kann ich mich engagieren? Sie könnten bei Unzufriedenheit über die Politiker zum Beispiel selbst in die Politik gehen und es in positiver Weise besser machen. Sie könnten Vorschläge machen, wie man es besser machen kann. Sich selbst einbringen wollen allerdings die wenigsten Menschen. Gründe? Bequemlichkeit. Sicher auch, weil man als Politiker im Vergleich zur freien Wirtschaft nicht wirklich gut verdient. Neben weiteren Gründen.

Trainerwechsel

Gerade im Moment kann man wieder von vielen Trainerwechseln in den Zeitungen lesen. Auslöser dafür ist immer eine Mannschaft, die keine Siege und Punkte mehr verzeichnen kann und sich am Ende der Tabelle wieder findet.

Der neue Trainer soll dann per Knopfdruck die Leistung der Mannschaft verbessern. Dies gelingt dann auch oftmals im ersten Moment. Gründe? Da empfehlen sich dann einzelne Fußballer, die bis dato auf der Reservebank saßen oder nicht die Sympathien des alten Trainers genossen hatten. Sie empfehlen sich beim neuen Trainer für Spiele. Wenn sie merken, dass der Trainer erst mal seine Entscheidungen über die Aufstellung der Stammmannschaft getroffen hat, fallen diese Spieler wieder zurück in ihr altes Muster.

Teambuilding

Fakt ist, in dem Moment, wo ich den Trainer austausche, der dann ja meist auch noch neue Leute mitbringt, wie zum Beispiel einen neuen Co-Trainer oder Athletik-Trainer, in dem Moment, wo ich den Trainer oder einen Spieler auswechsle, darf ich mit dem Teambuilding von vorne beginnen. Die Werte und Ziele, auf die man sich im Team verständigt hatte, müssen aufs Neue transportiert und erklärt werden. Ein Kennenlernen untereinander ist extrem wichtig. Gerade das wird im Sport gerne vernachlässigt. Daher beginne ich auch jeden meiner längeren Workshops erst mal mit Spielen, die das Kennenlernen vertiefen.

Meine Teilnehmer in meinen Ausbildungen melden mir meist am letzten Tag zurück, dass sie noch nie so einen guten Zusammenhalt, Offenheit, Vertrauen und Aufeinander-Einlassen in der Gruppe erlebt hätten wie in meiner Seminargruppe an meinem Institut. Wie schaffe ich das? Ich weise die Teilnehmer schon am ersten Tag darauf hin: Was ist eins der wichtigsten Punkte im Leben, um psychisch und physisch gesund zu bleiben? Genau, das sind Beziehungen und Begegnungen. Im Zeitalter des Drucks, ob selbst auferlegt oder von außen, Terminzwängen, der Smartphones, Laptops und PCs werden die Begegnungen immer weniger. Viele meiner Teilnehmer würden, wenn ich da nicht explizit darauf hinweise, abends in ihren Hotelzimmer verschwinden, zwischendurch vielleicht noch ein bisschen Sport machen, aber eben nicht in den aktiven Austausch mit anderen Seminarteilnehmer gehen. Ich habe schon als Teilnehmerin selbst erlebt, dass ich abends nach dem Seminar meist alleine essen war, weil alle anderen nach Hause gefahren waren, im Hotel E-Mails beantworten „mussten“ oder sich auf dem Bett vor den Fernseher legen wollten.
Ich bin überzeugt, dass die Qualität und Intensität der Erfahrungen in einem Ausbildungsmodul, das meist über fünf Tage geht, unter anderem davon abhängt, ob Teilnehmer bereit sind, sich nach dem Kurs noch zusammenzusetzen und sich auszutauschen, sich zu begegnen und zu spiegeln. Meist nehmen meine Teilnehmer diese Anregung an und sehen sich abends in wechselnder Zusammensetzung zum Austausch, was dann zu dieser sehr intensiven Zeit im Seminar führt.
Zurück zum Thema: Ein gutes Teambuilding setzt gegenseitiges Verständnis und Vertrauen voraus.

Darüber hinaus ist die Glaubwürdigkeit der Führungskräfte sehr wichtig. Glaubwürdigkeit entsteht nur dann, wenn ich an mich selbst und meine Möglichkeiten glaube und mir selbst vertraue. Dann können mir auch andere Menschen vertrauen.

Wägen Sie ab, wenn Sie das nächste Mal eine Führungskraft oder den Trainer kündigen wollen, denn Sie dürfen im Falle der Entlassung und Neuverpflichtung dann mit dem Teambuilding von vorne anfangen.

Eine wichtige Frage im Coaching ist die Frage nach dem Ökocheck. Welche Auswirkungen und Konsequenzen haben mein Handeln und meine Entscheidungen? Und eben welche Auswirkungen und Konsequenzen hat der häufige Wechsel der Führungskraft bzw. des Trainers? Einzelne Teammitglieder werden sich fragen: Wieso sollte ich überhaupt noch Vertrauen zur neuen Führungskraft respektive Trainer aufbauen? Ich weiß doch gar nicht, wie lange dieser bei uns bleiben wird.

Kommunikation

Es ist mir in den Coaching-Ausbildungen immer ein Anliegen, meine Teilnehmer für Sprache zu sensibilisieren. Verzichten Sie auf Wörter wie: aber, eigentlich, müssen, sollen, man. Achten Sie auf eine positive Sprache.

Steht bei Ihnen Ihre Bürotür für Ihre Mitarbeiter und Teammitglieder offen? Können Mitarbeiter Sie jederzeit ansprechen, wenn Sie Sorgen haben oder eine Rückmeldung brauchen? Das ist einer der Punkte, die wir von Top Erfolgstrainern lernen können. Trainer wie Pep Guardiola oder Bernhard Peters reden extrem viel mit ihren Sportlern. Das passiert während der Reisen, auf dem Hotelgang, im Zimmer, beim Essen, …. Stellen Sie viele offene W- Fragen, zeigen Sie echtes Interesse an Ihrem Gegenüber. Legen Sie während dieser Zeit Ihr Smartphone zur Seite. Lassen Sie es am besten in der Tasche. Ja, ich höre jetzt schon den einen oder anderen sagen: Die Zeit habe ich nicht. Aber genau das ist der Punkt. Wenn wir uns diese Zeit für die Kommunikation nicht nehmen, dann leiden die Teamperformance und der Einsatz für ein Projekt. Sie dürfen nie vergessen, Sie als Führungskräfte schießen nicht die „Tore“. Gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern erreichen Sie die gesteckten Ziele – ohne Ihre Mitarbeiter keine Zielerreichung.

Ich finde ja auch immer wieder spannend, welche Kriterien zur Beurteilung einer Führungskraft herangezogen werden. Kriterien dürften nicht nur Zahlen, Daten, Fakten sein, wie zum Beispiel die Erreichung der Umsatzziele, sondern Führungskräfte müssten auch nach Charakter, Persönlichkeit, Kompetenzen, Vertrauen, Offenheit, Respekt, Kommunikationsverhalten, die Fähigkeit, echte Wertschätzung zu zeigen, usw. beurteilt werden.

Defizitäres Denken

In den deutschen Unternehmen wie auch im Sport ist immer noch defizitäres Denken weit verbreitet. Man konzentriert sich auf das, was schlecht läuft und nicht auf das, was gut läuft.
Beispiel: Der Mensch ist krank. Erst jetzt stellt sich der Mensch die Frage: Was hat mich denn jetzt krank gemacht? Ich finde es viel sinnvoller, den Spieß umzudrehen und sich zu fragen: Wie bleibe ich gesund? Was brauche ich, um gesund zu bleiben? Was sind meine Stärken?
Um auf das Thema Trainer- bzw. Chefwechsel zurückzukommen, auch hier sollten wir uns erst einmal fragen, was macht jemand wirklich gut? Worauf können wir vertrauen, wenn wir mit jemandem zusammenarbeiten? Worauf können wir aufbauen? Und nicht: Was macht jemand schlecht, wo laufen Dinge nicht so, wie wir uns das erwarten? Der Fokus auf die Stärken, die positiven Eigenschaften und Talente eines Menschen sind unter anderem wichtige Faktoren für die Motivation von Mitarbeitern und Teammitgliedern. Lösungsfokus statt Problemfokus.

Was zeichnet Erfolgstrainer wie Jogi Löw noch aus? Er schaut über den Tellerrand, schaut in andere Sportarten, was andere erfolgreich machen, schaut im Fußball in andere Länder, wie die es machen und bringt dann gewonnene Einsichten und Aspekte in die eigene Arbeit als Trainer ein.
Und bei all dem: denken Sie langfristig, geben Sie Menschen die Zeit sich zu entwickeln und zu reifen.

„Jedes Jahr macht einen reifer und lässt einen Situationen erleben, aus denen du etwas lernen kannst. Leistungssport funktioniert nur über Erfolg und Misserfolg. Es wird nie nur eines geben. Selbst für mich, der eine recht kontinuierliche Entwicklung genommen hat, gab es immer wieder Hochs und Tiefs“, sagt Freund […]. „Man analysiert die Niederlagen, wo man besser werden kann, und guckt auf die Erfolge, wie sie entstanden sind.“ – Quelle: Freund vor Tournee gelassen: „Nicht alles kontrollieren“, t-online.de v. 23.12.2015

© Antje Heimsoeth I Mental Coach, Vortragsrednerin, Business Coach
Beitrag wurde Ende Januar 2018 geschrieben.

Informationen über Weiterbildungen an der Heimsoeth Academy zum Business Coach finden Sie hier >> bzw. Informationen zum Seminar „Erfolgsfaktor Führungspersönlichkeit“ finden Sie hier >> 

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