Die hohe Kunst der Selbstdisziplin oder warum Erfolg nur die Spitze des Eisbergs ist

Selbstdisziplin - Antje Heimsoeth

Autor

Antje Heimsoeth

Datum

08. Dez 2017

Er arbeitete hart als Farmerssohn, half dem Vater und Nachbarn auf dem Feld, besuchte kaum die Schule. Doch er verschlang jedes Buch, das ihm in die Hände fiel und studierte später im Alleingang Jura. Obwohl er zahlreiche Niederlagen im Geschäfts- wie im Privatleben und auch als Politiker einstecken musste, gab er seine Karriere nie auf. Abraham Lincoln wurde einst auch deshalb Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, weil er über ein hohes Maß an Selbstdisziplin verfügte. Doch was kennzeichnet eigentlich Selbstdisziplin? Selbstdisziplin ist, so sagt es die Enzyklopädie der Werte, die Fähigkeit, sich selbst – also Gefühle, Gedanken und Handlungen – unter zielgerichteter Kontrolle zu haben. Selbstdisziplin sei insbesondere dann nützlich, wenn äußere Einflüsse negativ einwirken und stören, die nicht den eigenen Wertvorstellungen und/oder Zielen entsprechen. Erfolgreiche Menschen sind dort hingekommen, wo sie heute stehen, weil sie ihre Ziele konsequent verfolgt und ihr Handeln danach ausgerichtet haben. Sie haben äußere Hindernisse und innere Widerstände überwunden, sich von Rückschlägen schnell erholt und ihren gesetzten Zielen die Treue gehalten. Geholfen hat ihnen dabei ihre Selbstdisziplin. Sie ließen sich nicht von anderen Einflüssen oder eigenen Gelüsten ablenken, nicht von Stimmungsschwankungen beherrschen, veränderten ihre Prioritäten nicht oder verharrten auf der Stelle.
Stephen R. Covey sagt dazu: „Die Undisziplinierten sind Sklaven von Launen, Appetit und Passionen.“

Selbstdisziplin: Fragen Sie „Wozu?“, nicht „Warum?“

Ich selbst arbeite oft auch am späten Abend noch und verzichte manches Mal auf ein Treffen mit Freunden oder aufs gemütliche Sofa zugunsten meiner gesteckten Ziele. Denn ich habe für die Frage nach dem „Wozu die harte Arbeit, der Verzicht etc.?“ eine klare Antwort. Klarheit über die eigenen Motive und Ziele zu haben, ist eine Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Selbstmanagement, zu dem eben auch Selbstdisziplin zählt. Die Art der Fragestellung ist dabei entscheidend. Vermeiden Sie die Frage nach dem „Warum“, sondern fragen Sie sich lieber, „Wozu“ Sie etwas tun. Der Unterschied klingt klein, hat aber große Auswirkungen. Beim „Warum“ versuche ich eine Ursache zu ergründen und richte dabei den Blick in die Vergangenheit. Doch mein Ziel liegt nicht in der Vergangenheit, sondern in der Zukunft. Es hilft wesentlich mehr zur Zielverfolgung und –erreichung, das „Wozu“ zu klären. Wozu mache ich etwas? Wozu dient mein Verzicht etc.? Diese Fragestellung führt mich in die Zukunft, sie ist konstruktiv und nimmt mein Ziel ins Visier. Das hilft mir zur Aufrechterhaltung und Steigerung meiner Selbstdisziplin.

Der Weg zur Selbstdisziplin führt über einen Vertrag mit sich selbst

Habe ich Klarheit über meine Ziele gewonnen und diese realistisch formuliert, dann ist es wichtig, sie auch schriftlich festzuhalten. Ein Dokument ist nachhaltiger als ein Lippenbekenntnis. Schreiben Sie Ihre Ziele auf, schließen Sie zur Steigerung Ihrer Selbstdisziplin einen Zielvertrag mit sich. Damit schaffen Sie sich nicht nur ein Symbol Ihres Engagements, sondern aktivieren auch Ihr Unterbewusstsein und appellieren an Ihr eigenes Pflichtgefühl. Ihr Vertrag könnte lauten:

Ich, – Ihr Name –, verpflichte mich, und verspreche mit meiner Unterschrift nach bestem Wissen und Gewissen, dass ich über einen Zeitraum von – Anzahl Monate –, beginnend mit dem – Datum –, – Art, Frequenz und Ort Ihres Handelns – durchführen werde.

Mein Ziel: Hier steht Ihr angestrebtes Ziel, das z.B. einen Zustand, eine Fähigkeit oder eine Verhaltensweise beschreiben kann.

Benötigter Aufwand: Ihr geschätzter Aufwand in Stunden pro Woche

Wann & wo: Art, Ort und Tage Ihres Handelns

Ihren Vertrag besiegeln Sie nicht nur mit Ihrer Unterschrift, sondern auch mit der eines Zeugen, einer vertrauten Person, der Sie Ihre Ziele mitteilen wollen. Das erhöht Ihre Motivation und steigert Ihre Selbstdisziplin – wer erklärt ein bekannt gemachtes Vorhaben schon gern als gescheitert, weil es an Disziplin mangelte? Lassen Sie den Vertrag nicht in der Schublade verschwinden, sondern hängen Sie ihn an einem gut sichtbaren Platz auf (Badezimmerspiegel, über dem Schreibtisch, übers Bett usw.), wo Sie ihn täglich mehrmals bewusst oder unbewusst in Augenschein nehmen. Gerade langfristige Ziele brauchen ständiges Augenmerk!

Selbstdisziplin: Auch eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt (Laotse)

Selbstdisziplin heißt auch, sich einen Maßnahmenplan zur Zielerreichung zu erarbeiten, entsprechende Voraussetzungen und Rahmenbedingungen dafür zu schaffen und danach Prioritäten zu setzen. Das Erreichen langfristiger Ziele erfordert viele Schritte und entsprechendes Durchhaltevermögen. Je größer das Ziel, desto wichtiger ist es, die Motivation für seine Erreichung aufrechtzuerhalten. Dabei helfen Zwischenstationen. Setzen Sie sich Meilensteine, die Ihnen zur Überprüfung dienen: Was habe ich schon geschafft, wo stehe ich und bin ich für die nächste Etappe richtig ausgerichtet? Formulieren Sie Zwischenziele. Sind diese erreicht, würdigen Sie das Erreichen dieses Ziels, loben und belohnen Sie sich für Ihren Einsatz und nutzen Sie dieses Erfolgserlebnis, um sich für den Weg zum nächsten Zwischenziel zu motivieren.

Friedrich Nietzsche sagte einst, viele seien hartnäckig in Bezug auf den einmal eingeschlagenen Weg, wenige in Bezug auf das Ziel. Damit sich Ziele verwirklichen, sollten Sie wissen, wohin Sie sich bewegen und sich immer wieder daran erinnern, die nötigen Handlungen und Verhaltensweisen dazu regelmäßig auszuführen. Üben Sie sich deshalb kontinuierlich in Selbstreflexion: Was habe ich heute zur Erreichung meiner Ziele geleistet? Erledigen statt aufschieben, lautet die hilfreiche Devise.

Selbstdisziplin: Visualisierung

Was wir uns anschaulich vor Augen führen, aktiviert Erlebnisnetzwerke im Gehirn und setzt enorme Kräfte in uns frei. Bedienen Sie sich der Visualisierung, um Ihre Selbstdisziplin für die Zielerreichung zu steigern. Stellen Sie sich Ihre Zielerreichung bildlich vor, und zwar mit allen Sinnen. Sehen Sie sich nicht nur beim Erreichen Ihres Ziels, sondern hören Sie auch die Geräusche Ihres Umfelds, Ihre eigene Stimme, spüren Sie das Gefühl des Triumphes, vielleicht kommt Ihnen auch ein bestimmter Geruch oder Geschmack in den Sinn. Je intensiver Sie sich den angestrebten Zustand vorstellen, desto stärker kann Sie dieses Bild motivieren und beim Bewahren der Selbstdisziplin unterstützen. Ziele, die in unserer Vorstellung bereits mehrfach erfolgreich erlebt wurden, stärken das Selbstvertrauen und die Willenskraft.

Ergänzend zu Ihren Bildern im Kopf können Sie auch äußere Bilder zu Hilfe nehmen, z.B. mit einer Zielcollage oder einem Visionboard. Für die Zielcollage stellen Sie Bilder und Schlagworte zusammen, die Ihr Ziel illustrieren. Dies kann auch in Form eines digitalen Bilderrahmens geschehen, der in Dauerschleife alles zeigt, was Sie mit Ihrem Ziel verbinden. Ein sogenanntes Visionboard ist wie eine Erinnerungstafel mit allem, was Sie an Ihre Ziele erinnert – von Fotos, Symbolen und Namen bis hin zu Zitaten und Affirmationen. Egal, wofür Sie sich entscheiden, platzieren Sie Ihre „Zielbilder“ an einem Platz, den Sie vom Schreibtisch aus gut sehen können. Ihr Bewusstsein und Unterbewusstsein beschäftigen sich dann häufig damit – und das hilft, die Selbstdisziplin zu wahren. Schließlich haben Sie direkt vor Augen, wofür es sich lohnt, noch länger am Schreibtisch sitzen zu bleiben…

Wir erinnern uns: Selbstdisziplin ist die Fähigkeit, Gefühle, Gedanken und Handlungen unter Kontrolle zu haben. Nicht immer ist es leicht, sich von aufkommenden Zweifeln oder negativen Gefühlen frei zu machen.

In meinem Emotionscoaching lernen Sie, Ihre Emotionen im Alltag, Beruf und Sport zu kontrollieren und zu regulieren. Weitere Infos finden Sie hier. Oder laden Sie sich einfach einen meiner Podcasts herunter. Eine große Themenauswahl finden Sie hier.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Zähmen Ihres inneren Schweinehunds und dem Gewinnen von mehr Selbstdisziplin.

Ihre Antje Heimsoeth

Verwendete Quellen, Literaturverzeichnis:

Covey, S. R. (2005) Die 7 Wege zur Effektivität, Verlag Gabal, Offenbach.

Heimsoeth, A. (2015) Chefsache Kopf. Mit mentaler und emotionaler Stärke zu mehr Führungskompetenz, Springer Gabler, Wiesbaden.

Wertesysteme.de

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